Clinic – Wheeltappers And Shunters

Rock, VÖ: Mai 2019

„Wheeltappers And Shunters“ erscheint sieben Jahre nach dem letzten Album „Free Reign“ von Clinic (Das mit Daniel Lopatin von Oneohtrix Point Never entstandene Album erschien später nochmals in einer überarbeiteten Version mit dem Titel  „Free Reign II“). Hörten wir hier damals hauptsächlich lange dröhnende Soundcollagen, so kehren Clinic auf „Wheeltappers And Shunters“ jetzt wieder zu Ihren Grundwerten zurück. Die 12 Songs sind weniger als einer halben Stunde durchgehört und bis auf eine Ausnahme geht hier nichts über 3 Minuten Spielzeit.

Auffällig und bemerkenswert ist, wie viel die Band in einem so engen Zeitplan unterbringen konnte. Trotz der Kürze zeigen sich ihre Songs nach und nach beim wiederholten Hören: Hinter dem anfänglich verzerrten Klang verbirgt sich eine echte Komplexität und Tiefe. Als brillantes Beispiel sei „Flying Fish“ genannt. Zunächst klingt es so, als ob nichts anderes dahinter steckt als ein metronomischer pulsierender Rhythmus, der von einer einfachen Basslinie und einem widerhallenden Gesang getragen wird. Bei näherer Betrachtung sind es jedoch ferne Klänge, die sich subtil am Rande des Blickwinkels hin und her bewegen. Dazwischen huschen flüsternde Stimmen, gespenstische Schimmer und etwas, dass ein Cembalo sein könnte. 

Klanglich ist es die kosmische Garage-Rock-Clinic-Atmosphäre, die einige von uns kennen und lieben und andere von uns für einen chaotischen, klanglosen Schläger halten. Ehrlicherweise muss geschrieben werden, dass so manches unbemerkt auf den Alben der letzten 15 Jahren von Clinic Platz gefunden hätte. Das besondere hier sind die klanglichen Macken, sei es die finstere Melodie „ha ha ha, ho ho ho“ auf „Laughing Cavalier“, die unstimmige Zither im Refrain von „Rubber Bullets“ oder die Art und Weise, wie die meisten Instrumente auf „Ferryboat of The Mind“ arrangiert wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Album neue Fans gewinnen wird, aber es ist ebenso äußerst unwahrscheinlich, dass dies die Priorität von Clinic ist, war, oder jemals sein wird.

6.2