The Goon Sax – Mirror II

Indie RockRock, VÖ: Juli 2021
Auf dem dritten Album von THE GOON SAX sprühen überall Funken, es ist aufregend – aber auch frustrierend – man weiß nie, wo sie landen werden.

Beginnend mit „In the Stone“ legen The Goon Sax ihre hallenden Instrumente nieder und verfolgen eine ähnliche Melancholie, die auch „Psychic“ prägt, eine perfekte Verbindung von Synthesizer und Streichern, die an das bittersüße überirdische Dröhnen der Chameleons erinnert. Das Gefühl einer zunehmend selbstbewussteren Band entsteht, die das Tempo mit unkonventioneller Unregelmäßigkeit wechselt, ihre frühere Neigung zum Indie-orientierten Jangle-Pop bleiben dabei auf der Strecke und werden durch eine neue Ausrichtung ersetzt, die die Band auf einen immer konsequenteren Weg bringt. Und mit drei sehr unterschiedlichen Autoren befindet sich die noch im Aufbau befindliche Band in einem faszinierenden Wandel.

Frontmann Louis Forster war ursprünglich der Hauptautor von Goon Sax, und er ist immer noch der Lieferant ihrer unmittelbarsten Songs – nicht nur mit „In the Stone“ und „Psychic“, sondern auch in den spektakulären Refrains von „The Chance“ und „Bathwater“, die lärmend und nervös beginnen und dann plötzlich an Fahrt gewinnen. Aber ein Großteil der Stärke von „Mirror II“ liegt in der Tatsache, dass jetzt drei verschiedene Stimmen zu hören sind. Riley Jones beschäftigt sich mit Songs, die den melodischen Einfluss der 60er-Jahre-Girlgroups in sich tragen. Sie ist anscheinend ein Fan von Throbbing Gristle und der japanischen Avantgarde-Psych-Rock-Band Les Rallizes Dénudés aus den 70er Jahren, und man merkt: Das chaotische Geflecht von Gitarre und Synthesizer auf „Tag“ gerät immer wieder aus dem Takt und sorgt so für ein belebendes Spannungsgefühl.

James Harrison’s Schreibstil ist unterdessen am härtesten zu verkaufen: Seine Stimme ist eigensinnig, seine Akkordfolgen schwanken in seltsamen Abständen, die Texte neigen zu skurrilen Bildern. Es ist schwer, diesen Stil nicht nervig oder leicht künstlich zu finden, aber wenn es plötzlich klickt macht – wie bei den weitläufigen Melodien zu „Temples“ oder im abschließenden „Caterpillars – dann sind auch diese Ergebnisse wirklich beeindruckend. Die Vielfältigkeit der Schreibstile führt dazu, dass sich „Mirror II“ manchmal eher wie eine äußerst unterhaltsame Zusammenstellung anfühlt als wie ein einzelnes Künstleralbum: Ob ein Trio auf unbestimmte Zeit erfolgreich drei Autoren mit so unterschiedlichen Ansätzen enthalten kann, ist eine interessante Frage. 

7.1