Madi Diaz – Weird Faith

Alben der WocheFolk, VÖ: Februar 2024
MADI DIAZ eröffnet WEIRD FAITH mit einer Frage und einem Geständnis: „What the fuck do you want?/‘Cause I’ll give you all that I’ve got.“ Diese Eröffnungszeilen fassen ihr sechstes Album zusammen, eine Platte, die in der Präsentation oft zärtlich und schnörkellos ist, aber dennoch voller schonungsloser Ehrlichkeit.

Manchmal kommt es einem wie ein Akt des Gedankenlesens vor, einen Song von Madi Diaz anzuhören. Sicherlich verlockend, aber auch etwas aufdringlich. Die Arbeit der Singer-Songwriterin aus Nashville ist stilisiert, aber tagebuchartig, oft ein stürmischer innerer Monolog, ohne dass sonst etwas getan wurde, um ihn zu verschönern. Egal, ob sie ihre Unsicherheiten eingesteht, sich aus einem Zustand des Unbehagens herausredet oder sich einfach zusammenbrechen lässt, es kann sich vielleicht so anfühlen, als hätten wir es nicht hören sollen. Es ist jedoch genau diese Art von Ausgelassenheit, die ihren Liedern überhaupt erst ihre Resonanz verleiht. 

Diaz‘ Album „History of a Feeling“ aus dem Jahr 2021 war nur auf den ersten Blick ruhig; Es „spärlich“ zu nennen, wird dem nicht gerecht. Die ganze Dramatik, die man durch Streichereinsätze oder dröhnendes Schlagzeug in die Instrumentierung packen konnte, wurde stattdessen in Diaz‘ Klarinettenstimme kanalisiert; Die Band, die sie begleitete, fühlte sich bei Songs wie „Man in Me“ oder „Resentment“ wie ein zweiter Gedanke an. Einige Jahre später ist Madi Diaz mit ihrem sechsten Studioalbum zurück. Dies ist ein Album, das wie eine gezielte Unterstreichung ihrer jüngsten Erfolge wirkt. 

Wenn „History of a Feeling“ das Durcheinander von Emotionen war, ist „Weird Faith“ das besonnene Ausatmen. Während es in „History of a Feeling“ hauptsächlich um die Auflösung einer Beziehung ging, nimmt „Weird Faith“ die Perspektive einer aufkeimenden Liebe und der oft chaotischen und verwirrenden Aspekte ein, die sie mit sich bringen kann. Diaz‘ Arrangements sind relativ zurückhaltend, aber die Art und Weise, wie sie ihre Texte verfasst, hat immer eine starke emotionale Wirkung. „Same Risk“ eröffnet das Album mit einer Analyse der Art und Weise, wie Diaz die Risiken einer neuen Beziehung verarbeitet; „Do you think this could ruin your life / Cause I could see it ruining mine“, singt sie. 

Diaz bringt die Ungewissheit, sich in einer neuen Beziehung wiederzufinden, und die Angst, wieder verletzt zu werden, auf den Punkt. Die aus Nashville stammende Kacey Musgraves leiht ihren Gesang zu „Don’t Do Me Good“, einem Duett im wahrsten Sinne des Wortes, dessen walzerartiges Tempo das Hin und Her einer Partnerschaft nachahmt, von der man weiß, dass man nicht weitermachen sollte. Kacey’s hauchiger, akzentuierter Gesang verleiht dem Track eine neue Dimension, wobei die Gesangsharmonien des Paares ein Gefühl der Schwesternschaft angesichts von Herzschmerz suggerieren. 

Das abschließende „Obsessive Thoughts“ fühlt sich wie der wahre Höhepunkt des Albums an, da das Schlagzeug dröhnt und Madi’s angespannter Gesang und ihre Schreie im Hintergrund wirklich kathartisch wirken und ihr Selbstbewusstsein bekräftigen. Mit „Weird Faith“ gibt Madi Diaz noch einmal alles, was sie hat, und kreiert eine stürmische und eindringliche Chronik darüber, wie sie sich kopfüber in eine neue Liebe stürzt.

9.3