Amaarae – Fountain Baby

Alben der WocheR&B, VÖ: Juni 2023
Die allererste Zeile von AMAARAEs neuem Album verrät uns ganz klar die bestmögliche Einstellung, wie die Platte gehört werden muss: „In the Club“, wobei ihre gehauchten Intonationen gegen eine Wand aus Kriegstrommeln schlagen.

Amaarae gilt seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „The Angel You Don’t Know“ im Jahr 2020 als Star. Seit ihrem ersten Album sind drei Jahre vergangen und die 28-jährige Ghanaerin-Amerikanerin hat es satt, dass Afrobeats ständig als Überbegriff für die Einordnung afrikanischer Künstlerinnen verwendet wird. Amaarae ist vielleicht mit ihrem unverwechselbaren flüsternden, zuckersüßen hohen Gesang zurück – aber sie hat auch eine neue Mission: ein einzigartiges globales Pop-Album zu schaffen. „Fountain Baby“ ist genau das, mit seinen enormen Einflüssen, die von Ostasien bis Westafrika reichen, und diese Einflüsse sind auf den herausragenden Titeln „Wasted Eyes“ und „Big Stepper“ zu hören, sei es bei der Verwendung von Steel Drums oder Koras. 

Und nur um zu beweisen, dass Etiketten und Grenzen für sie nicht gelten, wird mitten im Album der verblüffende Post-Punk „Sex, Violence, Suicide“ eingefügt, in dem Amaarae schreit: „It’s blood, it’s sweat/ I wipe it on my shirt/ Then pop it like a med.“ Das Album bietet alles, mit einer bunten Klangpalette aus R&B, Afropop, Gitarrenpop und sogar japanischem Folk. An anderer Stelle beschreibt die astrologische Hymne „Co-Star“ – eine Ode an die App, die von einem Großteil der Amaarae-Fangemeinde verwendet wird – detailliert, wie sich die Spiritualität in der Diaspora-Gemeinschaft von ihren abrahamitischen Ursprüngen entfernt hat, von denen ältere Generationen beeinflusst wurden. „Me and her it felt like a threesome / Must be Gemini“, singt sie.

Amaarae twitterte über das Album: „My most valued asset and biggest mistake was thinking I was Kanye West while I was making my album and sending a skeleton idea to like five producers and then picking what was best from each one.“ Dennoch lässt die Struktur des Albums uns Überraschungen und neue Settings für ihre trügerische, honigsüße Stimme erwarten. In „Fountain Baby“ bekräftigt Amaarae ihre Rolle als Kulturstörerin – sie strahlt weiterhin ein auffallendes Maß an Selbstbesessenheit aus, das sich nie aufdringlich anfühlt. Die Grenzen afrikanischer Musik verschieben sich ständig und auf diesem Album verschiebt Amaarae sie noch weiter.

9.5