New Found Land – The Bell

Indie PopIndie RockPop, VÖ: Oktober 2010

Es ist immer eine Freude wert, wenn bereits nach den ersten Sekunden eine kleine musikalische Orientierungslosigkeit in unserem Kopf herumschwirrt, die unzähligen Lichter darin ausknipst und anschließend dabei zusieht, wie wir diese Musik denn schlussendlich einschätzen werden. Man hätte sich unter dem Namen New Found Land etwas anderes erwartet. Ein wenig mehr Ruhe, flache Landschaften, erhabene Gesänge und eine nachdenkliche Stimmung. Doch dem sollte nicht so sein. Das erste und gleichnamige Titelstück ‚ The Bell ‚ dient daher einer Neufindung und Richtungsänderung in den eigenen Gedanken. Hat man diesen Sprung auf die andere Seite aber erst einmal gemeistert, steigt die oben beschriebene Freude in unserem Inneren auf und verzückt kurz darauf mit einfallsreichen Melodien und einer bunten Atmosphäre, gebaut auf dem schimmernden Glanz einer subtilen und klugen Grundlage. Die süße Stimme dahinter hört auf den Namen Anna Roxenholt und dessen Heimat ist Schweden. Anna kam 2007 das erste Mal nach Berlin und verlegte zwei Jahre später Ihren festen Wohnsitz an die Spree.

Seitdem pendelt die junge Musikern zwischen Berlin, Schweden und dem Rest der Welt. Ihr Debüt ‚ We All Die ‚ erschien 2009 und aus dem einstigen Duo ist eine große Gemeinschaft herangewachsen. Der Sound erscheint uns wie eine Postkarte aus dem Urlaub: in makelloser Schönheit sehen wir dort die eigenen Wünsche aufflammen und einen Ort, den wir selbst einmal gerne bereisen möchten. Doch das wahre Kompliment liegt darin verborgen, jeden Song auf ‚ The Bell ‚ einer neuen Postkarte zuordnen zu können. New Found Land spielen mit einer großen Palette unterschiedlichster Stile und Klänge, schwelgen dabei in unendlichen Möglichkeiten Ihrer Musik und lassen sich scheinbar von allen Dingen aus Ihrer nahen und fernen Umgebung inspirieren. Ihre Einflüsse von Regina Spektor zu Feist und auch Lilly Allen sind in einer reduzierten Form auf dem Album zu finden. Ein Kopie sind New Found Land dennoch in keiner Beziehung. Vielmehr greifen Sie auf Ihrem Weg durch die elf Stücke vieles auf und interpretieren dieses in einer neuen und meist sehr persönlichen Form.

Ein nahezu perfektes Popstück erleben wir in ‚ Holes ‚ und spinnt zugleich schöne Melodien um einen der dunkelsten Texte auf der Platte.‘ Carve Out My Heart ‚ tuckert durch das tragische Meer der Liebe, umseuselt versickernde Synthies und erstreckt sich dabei über den gesamten musikalischen Horizont. Schlussendlich wird man merken, erst die erneuten Durchläufe von ‚ The Bell ‚ ermöglichen die Ergründung sämtlicher Geheimnisse in einer Welt, die wohl kaum unwiderstehlicher auf uns wirken könnte…

8.4