Marybell Katastrophy – The More

Alternative RockRock, VÖ: November 2008

In Ihrem Heimatland Dänemark ist das Duo, bestehend aus Marie Højlund (ehemals Tiger Tunes) und Emil Thomson (Schweppenhäuser), schon lange kein Geheimtip mehr. Ihre Karriere startete 2007 mit den eigen produzierten EPs ‚ This Is The One ‚ und ‚ You Are The Two ‚ im Jahr darauf und erhielten in der Presse und bei den Fans durchwegs positive Resonanzen. Marybell Katastrophy haben es sich natürlich redlich verdient. Sie sind Künstler und das nicht nur auf dem Gebiet der Musik. Ihr erstes Cover für ‚ This Is The One ‚ entstand etwa nicht durch einen Grafiker, sondern durch die zahlreiche Mithilfe von Freunden, Familie, Kinder und befreundeten Künstlern. Die zweite dagegen wurde zu einem echten Unikat und noch eine Spur künstlerischer. Hier wurde auf einer Fläche von 40 m² ein riesiges Bild bemalt und anschließend Cover-gerecht zugeschnitten. Beide Male in einer limitierten Stückzahl von 500 Platten. Und beide Male als Download und 10-inch Vinyl.

Das Format CD war an dieser Stelle Fehlanzeige. Manche fanden das unter Umständen ein wenig ärgerlich. Doch wer wie Marybell Katastrophy denkt weiß, die silbernen Scheiben sind unpersönlich und nicht unbedingt dafür bekannt, kreative Meisterwerke in der eigenen Gestaltung zu kreieren. Aber für Ihr Debüt, das in Dänemark im November 2008 auf den Markt kam, machte das Duo eine Ausnahme. Schließlich soll jeder in den einzigartigen Genuss gelangen, diese Band in all Ihrer Schönheit zu genießen. Die wundervollen Melodien, die entfremdeten Träumereien eines schwebenden Seins, die aufblitzenden Lichter und Momente, denen man sich blind anvertrauen möchte. Denn hier gilt es zu genießen, die Augen ruhen zu lassen und die störenden Gedanken auszublenden. Marybell Katastrophy entführen uns aus diesem alltäglichen Zwang, treiben mit uns auf das offene Meer der Sinne und tauchen anschließend in die Tiefen eines Größeren hinab.

In verträumter Kulisse beginnt der Opener ‚ Knight Song ‚ mit elektronischen Klängen und übergibt nahtlos an das abenteuerliche ‚ Slabiak ‚ mit eigensinnigen Melodien und herrlich schrägen Tönen im Refrain. Sanft und gefühlvoll legt sich über ‚ Whiteboard ‚ die zarte Stimme von Marie, Frösche quacken im Hintergrund und verbinden diese unheimliche Stimmung spielerisch mit entzückenden Klangbildern, die unsere Welt einmal um die eigene Achse rotieren lassen. Es ist ein Rausch der Sinne, wenn sich die elektronischen Klänge grazil durch schwingende Strömungen winden, sich die experimentellen Aspekte phantasievoll in die Philosophie der Songs eingliedern und die Arrangements in ständigem Wechsel durch verschiedenste Variationen gleiten. ‚ The More ‚ fasziniert mit seiner melodiösen Ausgestaltung und der großen Freiheit, die Ausführungsmöglichkeiten selbst zu bestimmen.

Flott wandeln die Gitarren durch ‚ Jacques ‚ und vermischen druckvolle Stakkato-Rhythmen mit der Ballade in Ihrer unmetrischen Form. Auf ‚ DL10 ‚ folgt schließlich der tiefe Blick in den eigenwilligen Abgrund eines vielschichtigen Spektrums selbstinszenierter Konstruktionen. Das Experiment steht vordergründig für die explosionsartige Wirkung von Marybell Katastrophy. Es gibt hier keinen geschilderten Pfad und keine wegweisenden Merkmale, dafür warten am Schlusspunkt von ‚ Good Old Germany ‚ die erfüllten Erwartungen an ein Debüt, dessen authentisches Auftreten im Sinne der Echtheit vollauf überzeugen konnte. Man darf sich abschließend über die geplante Europa-Tour im November und Dezember freuen, in der Marie und Emil auch in Deutschland vorbei schauen werden.

8.7