ANNA TIVEL Small Believer

SEP ● 2017

Mit SMALL BELIEVER entfaltet ANNA TIVEL eine Sammlung von Folk-Erzählungen, die in poetischer Präzision zwischen verletzlicher Nähe, gesellschaftlicher Beobachtung und dunkler Bildsprache schweben – getragen von intimer Vokaltechnik und minimalistischer Instrumentierung.

Anna Tivel gehört zu jenen Stimmen, die Geschichten wie Skizzen von Fremden, Orten und Augenblicken bewahren. Ihr viertes Studioalbum „Small Believer“, produziert von Austin Nevins, zeigt sie als Songwriterin, die jedes Detail prüft, jede Silbe so lange feilt, bis sie den Kern berührt. Entstanden sind diese Stücke unterwegs: an Rastplätzen, in Bars, in Gesprächen mit Fremden. Der Opener „Illinois“ setzt den Ton mit Zeilen wie „Shattered glass, a photograph of a broken heart, a crack along the windshield of the world“ – Bilder, die wie aufgerissene Wunden klingen, getragen von leisen Gitarrenfiguren.

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Besonders eindringlich wirkt „Dark Chandelier“, eine wuchtige Erzählung über den Absturz eines entlassenen Arbeiters, dessen Selbstzerstörung in beinahe filmischen Szenen beschrieben wird: „the radio blasting a song about home … and the silent night when the lights go out“. Hier erreicht Tivel eine Intensität, die an literarische Kurzgeschichten erinnert. „All Along“ hingegen legt eine stille Zärtlichkeit frei, fast wie ein ungesendeter Brief, in dem es heißt: „Honey I have loved you all along“. Die musikalische Basis bleibt spärlich – pump organ, Lap Steel, Bass und Drums geben Raum, nie Überfluss. Nevins’ Gitarrenarbeit sorgt für subtile Schattierungen, während Jeffrey Martins Backing Vocals und die Klarinettenlinien von Matt Douglas dem Ganzen eine fragile Tiefe verleihen. 

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Tracks wie „Saturday Night“ oder „Blue World“ malen Alltagsszenen aus, deren Schwere gerade in der leisen Darbietung Gewicht gewinnt. Das Cover von „Small Believer“ greift diese Atmosphäre visuell auf: ein Gesicht, nur halb im Licht, der Rest verschluckt von Dunkelheit. So wie die Songs zwischen Enthüllung und Geheimnis oszillieren, spielt auch dieses Bild mit Schatten, Fragmenten und der Andeutung einer Geschichte, die nie vollständig erzählt wird. Anna Tivel liefert damit ein Werk, das keine schnellen Antworten bereithält, sondern einlädt, im Verborgenen zu verweilen.

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Schwarz-weißes Albumcover von Small Believer mit dem halb im Schatten liegenden Gesicht von Anna Tivel, links der Albumtitel in schlichter Typografie.


Gesamt 86
close-up
2017
Small Believer
DU-0052-TS

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