Alaska Reid – Big Bunny

Indie Rock, VÖ: Dezember 2020
BIG BUNNY von ALASKA REID ist eine verführerische, schmerzlich ehrliche Aufzeichnung der Selbstfindung und unverfälschten persönlichen Reflexion.

Die 24-jährige gebürtige Montanaerin ist eine kluge und emotional versierte Songwriterin. Im Laufe ihrer jahrzehntelangen unabhängigen Musikkarriere hat sie bereits viele Gesichter getragen. Auf Alaska Reid’s Debütalbum ist sie sich selbst und ihrem Sound sicherer als je zuvor: „Big Bunny“ ist eine atemberaubend gefühlvolle und wunderschön intime Auseinandersetzung und verwebt ihren charakteristischen dunklen und stimmungsvollen Indie-Rock zu einem rohen, eindringlich verletzlichen und emotional befreienden Hörerlebnis für alle. Der gleichnamige Track bringt den Ball ins Rollen, mit programmierten Beats und spannungsgeladenem Geklimper reicht der Gesang unserer Protagonistin knapp über ein Flüstern, während sie „I did not mean to disappoint you“ murmelt. Die Spannung wird schließlich durch eine monströse Wand aus nagender Alt-Rock/Shoegaze-Gitarre gebrochen, die die ätherischen Töne durch etwas Eindringlicheres dezimiert.

Reid zeigt ein Händchen für das skurrile Geschichtenerzählen der kompliziertesten – und intimsten – Mode. In etwas mehr als einer halben Stunde formt sie ergreifende Melodien, die von Reid, ihren Schwestern und anderen Charakteren – überwiegend jungen Frauen – erzählen. Ihre Fähigkeit, Ereignisse (sowohl alltägliche als auch andere) zu erfassen und durch ihre Worte solch ansteckenden Charme zu verleihen, ist wunderbar, vom Backen einer Geburtstagstorte und dem Töten einer Spinne bis hin zu einem Autounfall und der reichlichen Verfügbarkeit von Getränken und potenzieller Intimität. Apropos Intimität: Die Platte ist geprägt von ständigen Verweisen auf „you“ und „I“. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des Reizes des Albums, denn die eingängigen Melodien von Reid’s warmer Stimme und ihrer E-Gitarre verankern ihre bodenständigen Texte mit sofortiger Anziehungskraft neben der digitalisierten Percussion, die große Teile von „Big Bunny“ antreibt.

„Mermaid Tears“ ist der Höhepunkt der Platte. Subtil geschichtete Gesänge verleihen dem Gesangstrack eine brillante Qualität und lassen ihn im Kontrast zur Akustikgitarre und den perfekt retrospektiven Texten verlockend klingen. „Pilot“ demonstriert in einer langen und kurvenreichen, trostlosen, aber erfüllenden Atmosphäre noch mehr von Alaska’s Geschick beim Finden von Rhythmen, die anderen entgehen würden, bevor das Debüt mit den schwebenden Dream-Pop-Stilen auf „Blood Ice“ endet. „Big Bunny“ ist ein faszinierendes Werk, das das Herz und die Seele der Künstlerin verkörpert. Sie hat wirklich einen übergreifenden Sound geschaffen, der die tagebuchartigen Geschichten perfekt auf den Punkt bringt und dabei auf ruhige Gitarren oder subtile Synthesizer setzt, um alles zusammenzuhalten. Ihr Gesang wird bei Bedarf leiser oder voller Leben, perfekt unter Kontrolle und imitiert die Tempowechsel in der Musik.

9.0