Foals – Total Life Forever

Indie Rock, VÖ: April 2010

Covergestaltungen in den letzten Jahren hatten oftmals wenig mit dem eigentlichen Inhalt der Platten zu schaffen. Kreative Köpfe brachten Ihr inneres Ich zum Vorschein, andere versuchten besonders ausgefallene Designs und der kleine Rest machte sich daran, die befindliche Musik in bildlicher Form auf Papier zu binden. Und selbst hier mag es nicht immer klappen. Doch es gibt wie immer Ausnahmen, wie auch in diesem Fall: ‚ Total Life Forever ‚ verspricht dem geneigten Käufer mit dem Bild in der Hand so einiges. Vielleicht findet so mancher auch gewisse Ähnlichkeiten mit dem damaligen Design der Nirvana Platte ‚ Nevermind ‚. Doch das nur am unbedeutenden Rande. Was hier so faszinierend erscheint, die scheinbar endlose Weite, die Stille und entspannten Sonnenstrahlen – Sie reflektieren die grundlegende Stimmung in den elf neuen Songs bis ins kleinste Detail wieder. Und würde man es in den Anfangsminuten von ‚ Blue Blood ‚ nicht besser wissen, würde man bei dem Gesang zugleich an James Allan von Glasvegas denken. Doch egal, denn was könnte für ‚ Total Life Forever ‚ passender sein, als das beste Stück der Foals zu diesem Augenblick?

Die Gitarren vermitteln Vertrautheit, „You’ve got blue blood on your hands/I think it’s my own”, und prägen dabei das Bild eines Krankenzimmers in unsere Köpfe, während Andrew Mears diese Zeilen unter süßen Stichen in kleinen Luftblasen an die Wasseroberfläche schickt. Den zweiten Song ‚ Miami ‚ nennen die Foals Ihren persönlichen Hip Hop Track. Doch wäre das natürlich zu kurz gegriffen und für eine Kategorie denkbar zu wenig. Aber auch Freunde der glatten 80er Beats kommen auf Ihre Kosten, es wird gesampelt, geloopt, wieder geschnitten und bleibt schlussendlich, kurz und knapp, ein brillantes Werk. Die Foals schwimmen weiter durch schrille, hauchdünne, flüsternde, ausbrechende und spiralförmige Wellen. Der Wind treibt das Wasser stetig durch sinnliche Texturen und führt sowohl beim Titeltrack, wie auch bei ‚ Black Gold ‚ seine Begleiter im Refrain „“the future is not what it used to be“ an beunruhigenden Visionen des amerikanischen Zukunftsforscher Raymond Kurzweil vorbei. Es klingt wie ein sehr frühes Werk von New Order und entlässt Visionen im folgenden ‚ Spanish Sahara ‚ wieder in weite Ferne rücken.

Sanft pocht es aus dem Hintergrund, spärlich und wie der Titel suggeriert lassen sich Instrumente erhaschen und vollführen am Ende einen abstürzenden Schluss. ‚ This Orient ‚ ist die zweite Single aus ‚ Total Life Forever ‚ und übt sich wieder in eingängigen Melodien mit einem sehr angenehmen Gesamteindruck. Insgesamt ist das zweite Werk weniger das eines Genies, da die eigenen Fähigkeiten reduziert wurden, als vielmehr der Verdienst uneingeschränkter Liebe. Nie gibt es einen Moment, der nicht in Perfektion die Musikstile miteinander verschmelzen lässt und niemand schreibt Gedichte über die Liebe zur Mathematik. ‚ After Glow ‚ erinnert wohl am ehesten an die jungen Foals mit Ihren juckenden, eindringlichen und kläffenden Melodien, die zugleich das gewisse Unwohlsein heraufbeschwören. ‚ Alabaster ‚ verblüfft dagegen mit feinen Spiegelungen, einer reifen Emotionalität und zeigen Ähnlichkeiten vollführen einen Sprung in abenteuerliche Gewässer der Doves und Elbow.

Den Abschluss liefert ‚ What Remains ‚ mit viel Platz zwischen den Instrumenten und einer vollkommenen Klarheit. Schlussendlich zeigen die Foals Ehrgeiz und einen mühelosen Wechsel zu ‚ Antidotes ‚ mit dem Bruch zur eigenen Vergangenheit.

7.2