The Dead Weather – Horehound

Alternative RockRock, VÖ: Juni 2009

Jack White bekommt niemals genug. Nach den White Stripes und den Raconteurs, nun The Dead Weather. Aber so ist er eben, er verkörpert die Vernarrtheit und Leidenschaft. Die Musik bestimmt sein Leben, ist Antrieb und Motivation in einer Person und versucht auch diesmal wieder seine eigene Arbeit kompromisslos bis an den Rand der Perfektion zu treiben. Mit auf diese Reise begeben sich Alison Mosshart von den Kills, Dean Fertita von den Queens Of The Stone Age und sein alter Weggefährte Jack Lawrence von den Raconteurs. Viele sprachen bereits im Vorfeld von der neuen amerikanischen „Alternativ-Rock-Supergroup“. Ein Begriff der in diesem Zusammenhang in letzter Zeit recht häufig Verwendung findet. Denn auch Josh Homme kündigt eine sogenannte „Supergroup“ für die nahe Zukunft an. Doch bleiben wir bei dem aktuellen und neuformierten Quartett mit dem unheilvoll klingenden Namen The Dead Weather.

Alison Mosshart, die ja bekanntlich viel Erfahrung mit Assoziationen dieser Art vorlegen kann, erwähnt seien an dieser Stelle die Band Discount, das Duett mit Brian Molko auf ‚ Meds ‚, die Backup Vocals für den Song ‚ Dolls ‚ von Primal Sream und einigen Liveperfomances mit Jack White und Jack Lawrence der Raconteurs. Und Sie ist nun auch diejenige, die zu erst das Mikrophon in die Hand nimmt und auf dem Dead Weather Debüt ‚ Horehound ‚ Ihre Stimme erheben wird. Doch davor beginnen stimmungsvoll und experimentell die Gitarren leise zu spielen, nervös zuckende Sticks von Jack Lawrence gesellen sich hinzu, erzeugen eine schwüle Hitze, die Lufttemperatur steigt beständig nach oben. Dort angekommen wartet dann endlich eine aufregend und verführerische Alison Mosshart, die uns leise die ersten Strophen von ‚ 60 Feet Tall ‚ ins Ohr haucht.

…Doch Sie werden Ihr Ziel nicht erreichen, Sie verdampfen, die Schwüle wird immer unerträglicher und da, die unerwartete Rettung ist nahe, elektrische Entladungen durchzucken plötzlich den dunkel gewordenen Nachthimmel über uns, gefolgt von wolkenbruchartigen Regenschauern die sich wie ein warmer Guss mit einem Schlag über uns erschütten. Ja ein wirklich mächtiger Einstieg von The Dead Weather, gefolgt von der ersten Singleauskopplung ‚ Hang You From The Heaven ‚ und dem Reggae-Dub-Song ‚ I Cut Like A Buffalo ‚. Ein Track der glücklicherweise nicht sprichwörtlich ins Wasser fällt und, wie bei Apostle Of Hustle´s drittem Album bereits angesprochen, im Leben eines jeden Indie-Rockers mal auftauchen muss. Die ruhige Nummer ‚ So Far From Your Weapon ‚ entführt uns ein wenig in das sagenumwobene Schlummerland, bis uns The Dead Weather mit ‚ Treat Me Like Your Mother ‚ mit einem kräftigen Tritt in den Arsch wieder unsanft in die Gegenwart zurückholen. Hier regieren knallharte Gitarrenriffs, kein Platz für Schönmalereien, Geplänkel und Träumereien.

Diese sind überhaupt sehr spärlich gesät, können durch den Verzicht aber einen klaren Kontrast zu den White Stripes und den Raconteurs herstellen. Schwer treiben die staub trockenen Gitarren auch wieder auf dem nächsten Track ‚ Pony ‚ durch die düsteren Landschaften und machen den Weg frei für ‚ Bone House ‚. Unruhig und markant die Synthesizer, verspielt die Gitarrensolos, eindringlich die Stimme von Mosshart. Verstörend, psychedelisch und mit walzenden Basslines geht es mit dem Instrumentalstück ‚ 3 Birds ‚ in die leider etwas enttäuschende Endphase.

Hier hätte man sich gerne noch etwas mehr erwartet. Zwar weiß ‚ Will There Be Enough Water ‚ mit seinen sechs Minuten Spielzeit zu unterhalten, doch steht spätestens hier für alle Fans der eingängigen und monströsen Hits unweigerlich fest: Ein ‚ Seven Nation Army ‚ oder ‚ Steady, As She Goes ‚ werden sich auf ‚ Horehound ‚ definitiv nicht finden lassen. Aber daran sollten The Dead Weather auch nicht gemessen werden. Es ist ein experimentelles Projekt von Jack White das schlussendlich glückte. Und das nicht zuletzt durch die starke Präsenz von Sängerin Alison Mosshart. Wer sich dennoch nicht damit anfreunden kann, der findet seine Befriedigung vielleicht mit dem kommenden Soloalbum von Jack White. Denn dieser hofft mit den Arbeiten im Herbst diesen Jahres beginnen zu können.

7.1