The Arcs – Electrophonic Chronic

Indie Rock, VÖ: Februar 2023
Auf dem neuen Album ELECTROPHONIC CHRONIC von THE ARCS geht es vor allem um Transzendenz – darum, emotionale Turbulenzen zu überwinden und zu versuchen, die Wärme im Sonnenschein der Erinnerungen zu spüren, anstatt sich im Schatten der abgesonderten Trauer zu verstecken.

 “The relationship between everyone was born out of loving the studio and loving vinyl,” sagt Dan Auerbach von The Arcs. “Spinning records was a huge part of what we did and what we connected on. We would pull out the 45s, and we would flip through the records. We’d listen to old soul records and garage and Jamaican records. We’d listen to Joe Meek productions. We’d spin these records, we’d play ’em real loud and listen, and it would inspire us – endlessly.” Dieses brüderliche Band des Hörens, Spielens und Aufnehmens gipfelt im zweiten Album von The Arcs, der Neo-Psychedelic-Soul-Rock-Odyssee „Electrophonic Chronic“, veröffentlicht von Auerbach’s Label Easy Eye Sound. Neben Auerbach, eine Hälfte des Detroiter Bluesrock-Kraftpakets The Black Keys; bilden The Arcs Leon Michels, der Bandleader des eklektischen Soul-Projekts El Michels Affair und gelegentliches Mitglied des Wu-Tang-Clans; Nick Movshon, ein Session-Musiker von Mark Ronson und Daptone Records und Seitenspieler von Charles Bradley.

Zu guter Letzt binden wir noch Homer Steinweiss ein, den Gründer und Schlagzeuger von Lee Fields & The Expressions. Voilá. Hier haben wir The Arcs, eine Rarität unter den Supergruppen – eine, die wirklich die Summe ihrer Teile ist. Obwohl am Ende der Tour von The Arcs zu ihrem Debütalbum bereits ein großer Haufen Material fertig war, wurde die Veröffentlichung eines zweiten Albums auf Eis gelegt. “We all had day jobs,” sagt Auerbach. “We had to go back to our day jobs. There were Black Keys albums and touring. Leon was making El Michels records and producing other albums. Swift was doing the same thing — producing records. We had to go back to working on other stuff. At the same time, Swift was going dark on us. He was starting to disappear, even before he was gone.”

Richard Swift starb am 3. Juli 2018 in einem Hospiz in Tacoma. Seine Familie räumte ein, dass sein Tod das Ergebnis des langen Kampfes des Musikers gegen chronischen Alkoholismus war. Es war ein starker Ruck für Auerbach und Michels. “What happened with Swift was pretty sudden,” sagt Michels. “Both of us didn’t really process it. He was one of our best friends. Dan and Richard were like brothers. Swift was one of those guys whose energy was so intense and so all-consuming that it basically became the core of the band. When he died, the whole thing died. I think all of us couldn’t really listen to the music, couldn’t really face it and try to finish it.” Das Aufkommen der COVID-19-Pandemie und die gleichzeitige Schließung der meisten Aktivitäten im Musikgeschäft verlangsamten alle Versuche von Auerbach und Michels, sich mit der unveröffentlichten Musik zu befassen.

Auch deshalb geht es wohl auf „Electrophonic Chronic“ vor allem um Transzendenz – darum, emotionale Turbulenzen zu überwinden und zu versuchen, die Wärme im Sonnenschein der Erinnerungen zu spüren, anstatt sich im Schatten der abgesonderten Trauer zu verstecken. Daher scheint es passend, dass die verstorbene Koryphäe auf dem Track „Sunshine“ zu hören ist, der kurz vor seinem Tod im Alter von 41 Jahren aufgenommen wurde. „Won’t you help me see the light?“ fragen uns die Zeilen, während sich das Lied auf die wärmende Katharsis eines jubelnden Finales aufbaut. Der Rest des Albums strebt nach einem ähnlichen Gefühl überschwänglichen Trotzes, das von der sanften Grundlage sterblicher Erkenntnis getragen wird. Angeblich haben The Arcs über 75 weitere Tracks fast fertig. Hoffentlich müssen wir nicht weitere acht Jahre warten, bis sie das Licht der Welt erblicken.

8.0