Sarah Davachi – Antiphonals

AmbientElectronic, VÖ: September 2021
ANTIPHONALS‘ weiche Instrumental Palette von Mellotron, Synthesizer, Orgel, Klavier und Cembalo bietet ein zurückhaltender Pendant zum letzten Album von SARAH DAVACHI.

Im Vergleich zu den vorherigen Alben von Sarah Davachi ist „Antiphonals“ in seiner Instrumentenpalette fast schon erschütternd variabel. Mit jedem vorbeiziehenden Track ändert sich der Fokus: Mellotron, Orgel, Akustikgitarre und eine Vielzahl von Synths wechseln sich im Rampenlicht ab. Es ist auch eine Abkehr in der räumlichen Wahrnehmung. „Cantus, Descant“ zum Beispiel stand im direktem Zusammenhang mit Davachi’s Erforschung bestimmter Orgeln (einige stammen aus dem 15. Jahrhundert) und ihrer Beziehung zu den akustischen Räumen, in denen sie untergebracht sind. Im Gegensatz dazu wirken die Instrumente auf „Antiphonals“ oft distanziert, völlig losgelöst von ihren Einstellungen und in einen verschwommenen Effektschleier getaucht, der ihre natürlichen Klangfarben verdunkelt und verändert.

Bei einer Akademikerin wie Davachi klingt die Beschreibung der Struktur dann entsprechend wissenschaftlich: „It’s a minimalist music that deals with the vertical experience of textures as well as the stretching of intervallic progressions across the horizontal range.“ Aber was heißt das eigentlich? Was kommt letztendlich rüber? Vor allem der Einsatz des Mellotron – so etwas wie der erste Sampler der Geschichte – bringt eine willkommene Portion Abrieb, aber auch Psychedelia. Ein Stück wie das eröffnende „Chorus Scene“ klingt dementsprechend barock und eher nach Bach, gleichzeitig aber auch neu und zugänglich – zeitgemäß eben. Die instrumentale Beherrschung von Sarah Davachi ist unbestreitbar, aber es ist ihre Fähigkeit, diese tiefen Gefühle hervorzurufen, die ihre Arbeit wirklich unvergesslich macht.

Es ist eine prägende Arbeit für Davachi, die einmal mehr ihre unheimliche Fähigkeit demonstriert, neue und fesselnde Formen und Gefühle aus vertrauten Gegenständen zu erschaffen. Für uns ist es eine seltsame Erfahrung – aber auch eine sehr schöne.

7.8