Mariah Carey – I Am Mariah… The Elusive Chanteuse

HipHop/RapPopR&BSoul, VÖ: Mai 2014
Was hat diese 40-jährige megareiche Mama mit dem scheinbar perfekten Leben noch zu erzählen? Musikalisch ist es die typische Mischung von MARIAH CAREY aus Pop-Klassik-Balladen und Hip-Hop-angehauchtem Sommer-Feeling.

Je mehr Mariah Carey verspricht, die Wahrheit unverblümt aufzudecken, desto verrückter offenbart sie sich. Und je verrückter sie wird, desto nervtötender geradliniger wird sie. Beide Phänomene wurden in ihren beiden jüngsten Alben „Merry Christmas II You“ und „Memoirs of an Imperfect Angel“ illustriert. Jeder Popstar muss sich irgendwann mit der Sterblichkeit seiner Karriere auseinandersetzen. Für einige kommt das Ende plötzlich und ohne Vorwarnung, während andere einen langsamen, verwirrenden Abstieg in die Mittelmäßigkeit erleben. Nach zwei Jahrzehnten fast ununterbrochener Dominanz in den Charts hat Mariah Carey einen Teil des letzten Jahres damit verbracht, über das Ende ihrer Regentschaft nachzudenken. Mariah Carey’s 13. Album „I Am Mariah… The Elusive Chanteuse“ erkennt scheinbar ihre zunehmend düstere Zukunft an, indem sie auf Liebschaften und Ereignisse der Vergangenheit zurückblickt.

Mariah eröffnet mit der gehauchten Ballade „Cry“, angetrieben von üppigen Klavierakkorden und Carey’s Stimme. „Faded“ ist eher ein optimistischer Pop-Track, der von schweren Bässen, Beats und Keyboards geleitet wird – und wieder einmal wirkt die Produktion Wunder für die Stimme der Diva. „Dedicated“ glänzt mit dem klassischen Mariah RnB-Feeling mit etwas Unterstützung von Hip-Hop-Künstler Nas. Der juwelenbesetzte RnB-Track „Thirsty“ ist ebenfalls sehr eingängig, wirkt aber etwas ermüdend – doch nach vier Liedern über Liebe, Herzschmerz und Nostalgie ist es schön zu hören, wie Mariah ein wenig lebhafter wird. Im späteren Verlauf übernimmt sie George Michael’s Gold-zertifizierten Hit „One More Try“ von 1988 und wird ihm gerecht, beide haben kraftvolle Stimmen und Carey’s Interpretation der Nummer ist sicherlich etwas, mit dem man prahlen kann.

Sie ist nicht Jennifer Lopez oder Madonna und hinterlässt verwischte Fingerabdrücke auf der Zeitachse. Mariah beugt sich nicht den Launen des Radios. Das Album klingt authentisch und trotzig wie Mariah, die ihren Platz im Pop-Ökosystem sowohl implizit als auch explizit anerkennt, ohne an der Stelle zu kauen. Gemeinsam mit Ihrer kraftvollen Stimme hat sie es geschafft, mit der Zeit zu gehen, und es scheint, als würde sie dies bis zu ihrer Pensionierung tun.

6.6