Kelly Moran – bloodroot

Experimental, VÖ: März 2017
In BLOODROOT von KELLY MORAN und in dem, was dort wächst, lauern Gefahren und Geheimnisse. Die giftigen Wurzeln und Stängel, die Knospen und Blüten, die offene Einladung, genauer hinzusehen; Wir sehen, wie die Schlange ihre Haut abstreift, wie Käfer und Ameisen sich fleißig ihren Weg durch die idyllische Stille bahnen.

Sanguinaria canadensis oder Blutwurz (engl. Bloodroot) ist eine mehrjährige Blütenpflanze, die im Nordosten der USA beheimatet ist. Die Wurzel und der Saft der Wurzel sind charakteristisch rot und werden medizinisch verwendet, sind aber hochgiftig. Es gibt eine Verbindung zwischen allen Dingen und die Dinge, die wir nicht erkennen, es können Portale zu neuen und unbekannten Orten sein, wenn wir Fragen stellen. Mit der Musik ist es vielleicht nicht dasselbe. Wenn man sich diese feingliedrigen Stücke anhört, müssen die Bilder, die beim Zuhören entstehen, nicht benannt werden, aber Kelly Moran hat diesen Stücken einen Namen gegeben.

Wenn wir zuhören, wenn wir uns mit den Werken der Künstlerin auseinandersetzen, können wir mit ihr zu allen möglichen Orten in unseren Köpfen gehen; Das ist Musik, die man noch nie zuvor gehört hat, frisch für die Ohren, ohne offensichtliche Bezüge, technisch sauber und angenehm roh. Es gibt die Idee eines Klaviers, von gezupften und kombinierten Saiten. Der technische Aufwand gefällt, die Wirkung ist der Punkt. Die Außenwelt spiegelt sich im Inneren wider, es werden Seiten umgeblättert und Notizen gemacht. Moran verlässt sich aber nicht immer auf technisches Geschick – sie kann auch mit Vollgas komponieren. 

In den ersten beiden Titeln des Albums tritt sie rein akustisch auf. Die Eröffnungsminiatur „Iris“ lässt in aller Ruhe Notenpaare oder kurze arpeggierte Figuren erklingen. Die Klänge sind zart und ungewöhnlich. Nachdem diese einzelnen Tonhöhen festgelegt sind, spielt Moran drei kräftige, dicke Akkorde, die einige dieser Töne kombinieren – und gleichzeitig neue Noten aus einer tieferen Oktave hinzufügen. Innerhalb weniger Minuten können wir darauf vertrauen, dass diese Komponistin und Interpretin ihre ungewohnten Werkzeuge nutzen wird, um üppige dramatische Bögen zu erzeugen. „bloodroot“ ist seltsam, abstrakt, experimentell und im Widerspruch zu sich selbst.

7.9