Helena Deland – Someone New

Folk, VÖ: Oktober 2020
Es ist eine schwere Last, die den Künstlerinnen oft von Anfang an auferlegt wird, aber HELENA DELANDs erstes Album klingt wie das Werk einer Künstlerin, die einen einzigartig fesselnden Weg beschreitet.

Das Video zu Helena Deland’s „Someone New“ zeigt die Sängerin/Songwriterin für ein Porträt völlig still sitzend. Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Bild tatsächlich um ein Porträt zu handeln – das schlichte, minimalistische Konzept eines Videos, in dem sich die vorgestellte Künstlerin nicht wirklich bewegt, kann einem schnell den Kopf verwirren. Doch schon bald blinzelt sie, sie bewegt sich nur leicht, und direkt vor uns wird das Bild, das einst statisch schien, lebendig – nicht auf dramatische oder übertriebene Weise, sondern auf eine Weise, die unsere Neugier vertieft und unser Gefühl des Staunens weckt. Deland’s Musik hat eine ähnliche Wirkung. „Someone New“ stellt das Hin und Her einer komplizierten Beziehung dar, die Deland oft ambivalent gegenübersteht. 

„Dog“ ist dekadent wie Rosen, die auf einer Samtdecke ruhen: Gedämpfte Loops von Lo-Fi-Gitarren und verzerrtes Schlagzeug scheinen aus einer Schmuckschatulle zu kommen, während Deland’s Stimme kühl zurückgenommen wird, als wäre sie von der aktuellen Situation distanziert. Sie singt über eine möglicherweise ungesunde Beziehung und vergleicht sich selbst ironisch mit einem Hund an der Leine. „Truth Nugget“ konzentriert sich auf das Gefühl, in den Augen eines anderen unerkennbar zu sein. „I am another solid mystery when it comes to you/Michael, I’m the puzzle in the other room“, singt sie mit unerschütterlichem Blickkontakt. 

Unterdessen unterstreicht „Smoking at the Gas Station“ die Volatilität von Deland’s Situation. Sie singt gelassen über die Gefahr, sich in einer anderen Person zu verlieren: „Trace the outline of my hand/So I’m reminded where I end.“ Entkörperlichung und Derealisation, als Zustände, die untrennbar mit den entstehenden Stadien der Liebe verbunden sind, erreichen ihren Höhepunkt im blutunterlaufenen „Pale“, wo der Bass so laut wird, dass man das Gefühl bekommt, als hätte man die Ohren mit Klebeband an einen Subwoofer geklebt. „Spending this time/In my naked body’s/Not making it familiar to me“, singt Deland in einem Ton, der beunruhigend ruhig und kühl zugleich ist.

„Someone New“ hat eine Präsenz, die noch lange nach der Fertigstellung anhält. Dies ist ein Album, das unsere volle Aufmerksamkeit erfordert, die gesamte Luft aus dem Raum saugt und uns in der grauen Substanz von Deland’s Kopf treiben lässt.

8.0