Allison Moorer – Crows

CountryFolk, VÖ: Februar 2010
Stimmungsvoll, sinnlich, trostlos und manchmal sogar fromm – das neue Album von ALLISON MOORER legt sich nie auf die eine oder andere Seite von tragisch schön oder wunderschön tragisch fest.

Dass Allison Moorer Alben mit traditionellem Country, Roots-Rock im Neil-Young-Stil und sogar üppigem Pop im Stil von Dusty in Memphis aufgenommen hat, spricht für den rastlosen kreativen Geist der Singer-Songwriterin. Dass ihr dieser eklektische Stilmix mit einigen wirklich überragenden Darbietungen gelungen ist – „The Hardest Part“ aus dem Jahr 2000 und „The Duel“ aus dem Jahr 2004 sind beide unverzichtbare moderne Country-Platten – zeugt von der wahren Tiefe von Moorer’s Talenten und ihrer mühelosen Fähigkeit, einfache Genre-Tags zu überwinden.

Für ihr siebtes Studioalbum „Crows“ hat sich Moorer in das atmosphärische amerikanische Gothic-Territorium von Neko Case, Fred Eaglesmith und Scott H. Biram vorgewagt. Mit Liedern, die auf lineare Erzählungen, konventionelle Reimschemata und direkte Emotionen verzichten, beweist das Album, dass sie eine durchaus fähige Impressionistin im reinsten, klassischsten Sinne ist. „Crows“ ist ein melancholisches, eindringliches Album und ein meisterhaftes Moll-Tongedicht. Während Moorer eine bessere Sängerin als Texterin ist, ist ihr Songwriting solide und was sie zu bieten hat, ist echt.

Moorer entfernt die Kinderreime, die ihr Schaffen manchmal belasteten, und konzentriert sich stattdessen auf Liederzählungen, die mit der traditionellen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Struktur brechen. Das Ergebnis ist äußerst lohnend, da Songs wie „Easy in the Summertime“ einen phänomenalen Handlungsbogen aufweisen. Dass ein Lied, das so einfach, aber sanft eloquent ist wie „The Stars & I“, auf etwas so Schönes, aber zutiefst Beunruhigendes wie „Easy in the Summertime“ folgen kann, ist eine Leistung, die nur wenige Singer/Songwriter heutzutage schaffen.

Als vollständig realisiertes und berauschendes Konzept, dessen Umsetzung nahezu makellos ist, ist „Crows“ neben „Hardest“ und „Duell“ das dritte uneingeschränkte Meisterwerk in Moorer’s reichhaltiger Karriere.

8.0