RADIOHEAD The King of Limbs

FEB ● 2011

RADIOHEAD verwandeln elektronische Fragmente in schwebende Rituale zwischen Traum und Dystopie – THE KING OF LIMBS als organisches Echo auf eine digitale Welt, die sich selbst verloren hat.

In ihrer langen Laufbahn haben Radiohead nie stillgestanden. Von der klaustrophobischen Enge eines „OK Computer“ über den elektronischen Umbruch von „Kid A“ bis zu den fließenden Farben von „In Rainbows“ zieht sich ein roter Faden: die Unruhe. „The King of Limbs“ kondensiert diese Unruhe zu einer vibrierenden Miniatur aus acht Tracks, die eher wachsen als beginnen, eher vergehen als enden. Wo andere Rockbands Melodien suchen, schichtet Radiohead Strukturen, als wollten sie Klang zu etwas Lebendigem formen. Thom Yorke’s Stimme, ätherisch und zugleich körperlos, wirkt wie ein Hauch zwischen Blättern – flüchtig, aber spürbar. 

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Gleich der Opener „Bloom“ atmet diese Logik: ein pulsierender Loop, über dem Flügelhornsätze von Yazz Ahmed und Noel Langley aufsteigen, während Jonny Greenwood den Rhythmus zerlegt wie ein Forscher, der seine eigene Theorie widerlegt. „Morning Mr Magpie“ greift die nervöse Gitarre als Zeichen des Misstrauens auf, als Echo eines Systems, das zu viel beobachtet und zu wenig versteht. Spätestens mit „Feral“ verschwindet jede lineare Struktur; es bleibt eine animalische Energie, digital gefasst, aber ungezähmt. Yorke’s Mantra „Don’t hurt me“ in „Give Up the Ghost“ klingt wie ein Flehen aus einer anderen Dimension, während „Lotus Flower“ das fragile Zentrum bildet – eine beschwörende Elegie aus Körper, Bewegung und Beat. 

Wenn er dort singt „There’s an empty space inside my heart“, öffnet sich der Song in alle Richtungen zugleich. Das Cover – zwei geisterhafte Gestalten, halb Wald, halb Erinnerung – ist mehr als Begleitgrafik. Es ist die visuelle Übersetzung dieser Musik: organisch, aber entwurzelt, menschlich, aber schon aufgelöst im Nebel. „The King of Limbs“ ist kein Werk, das verstanden werden will, sondern eines, das sich entzieht, um seine Spur zu hinterlassen. Es klingt, als würden sich Thom Yorke, Ed O’Brien, Philip Selway, Colin und Jonny Greenwood endgültig in ihr eigenes Echo zurückziehen – wissend, dass niemand sonst dort folgen kann.

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Zwei geisterhafte, halbtransparente Figuren in Gelb und Grün ragen aus einem düsteren, waldähnlichen Hintergrund, der in Farbschlieren zerfließt; darüber der Schriftzug „Radiohead – The King of Limbs“ in weißer, abblätternder Typografie.


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Gesamt 90
surreal
2011
The King of Limbs
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GLEICHAUF

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