Gorillaz – The Fall

Alternative RockElectronic, VÖ: Dezember 2010

Es war vor langer Zeit ein mystisches Universum aus Klang und Licht. Das gleichnamige Debütalbum der Gorillaz kreierte mit der ersten Single ‚ Clint Eastwood ‚ und dem glänzend animierten Video einen Triumph, dessen virtuelle Entstehungsgeschichte viele Menschen in seinen Bann ziehen konnte. Damon Albarn, Tank Girl Gestalter Jamie Hewlett und Dan „The Automator“ Nakamura setzten den Grundstein auf ein Debüt zwischen Trip-Hop-Experimenten, authentischen Dub und Hip Hop, Trash-Pop und frechen Melodien. Es war ein funkelndes Universum, gefüllt mit strahlenden Produktionen und jeder Menge Spaß. Nur unfröhliche Menschen konnten dieser Musik widerstehen. Das war im Jahr 2001. ‚ Demon Days ‚ erschien vier Jahre später und sollte den Erfolg um eine weitere Note übertrumpfen können. Aus dem anfänglichen Projekt ist eine Band entsprungen, ein Kollektiv aus vielen Mitwirkenden und Produzenten. In der Mitte Songwriter, Mastermind und Anführer Damon Albarn.

Doch nach Ihrem letzten Werk ‚ Plastic Beach ‚ ist das einstige Universum nun zu einem kleinen Mikrokosmos geschrumpft. Man hätte diese Art der Lebensform bei den Gorillaz vor einigen Jahren noch für reine Spekulation gehalten. Gibt es tatsächlich einen Mikrokosmos? Die Band um Damon Albarn hat Ihn mit ‚ The Fall ‚ definitiv gefunden. Und hier gelten eigene Gesetze, neue Möglichkeiten, aber auch Probleme. Aufgenommen wurde die Platte auf Tour. Elektronischer Helfer, das iPad. Und zu hören gab es das Werk erstmals als kostenlosen Stream auf der Website der Band. Das sind die Fakten, die Songs sprechen eine ebenso einfache wie verständliche Sprache. ‚ Shy Town ‚ und ‚ Seattle Yodel ‚ sind ein bisschen wehmütig, mit Dub wurde ‚ The Parish Of Space Dust ‚ angereichert, planetarischer Western-Rock findet sich in ‚ Detroit ‚ und das Verschlussstück der Platte gibt es in Form von ‚ Bobby In Phoenix ‚ mit den Gesängen von Bobby Womack.

Die Gitarren dazu klingen traurig, süß dagegen die Echos und Piepstöne. Man sehe und staune: das iPad zeigt Gefühle. Insgesamt erscheint ‚ The Fall ‚ zusammenhängender, zwar finden sich darauf keine Hits wie ‚ Dare ‚ oder ‚ Clint Eastwood ‚ – dafür eine feste Konsistenz von Anfang bis Ende. Das wiederum muss man nun nicht gut finden. Damon Albarn und seiem rotierenden Kollektiv hätte ein wenig mehr Dynamik sicherlich nicht geschadet. Dennoch bleiben die Konstruktionen und Kompositionen lobenswert. Mit einem technologischen Fortschritt versehen, erfüllen die Songs Ihre Ansprüche und verzichten dabei auf den üblichen Schnick-Schnack. Nur zart sind die Blicke in benachbarte Dimensionen ausgefallen. „Put a little love into my lonely soul“, heißt es in ‚ Amarillo ‚ und erwartet uns mit emotionalen Ernsthaftigkeit. Schlussendlich ist es keine überragende Platte der Gorillaz geworden – aber zumindest die Erste, welche mit Hilfe eines iPads aufgenommen wurde.

6.7