Ema – The Future’s Void

PopRock, VÖ: April 2014

Ein äußerst beeindruckender Song möchte direkt zu Beginn gebührend vorgestellt werden: “Feel like I blew my soul out/ Across the interwebs,” singt EMA in Ihrer Single ‚ 3Jane ‚ (ja sie sagt “interwebs,” und nein, es ist kein bisschen kitschig). ”It left a hole so big inside of me/ And I get terrified that I will never get it back again.” Später im Song drückt sie Ihre Sehnsucht nach echter Kommunikation aus: „I don’t want to sell you anything/ I don’t want to put myself out and turn it into a refrain“. Unübersehbar ist ‚ 3Jane ‚ das Herzstück des neuen Albums ‚ The Future’s Void ‚, die als einfache Ballade getarnt, eine Sammlung tiefsinniger Schlagworte wie, „superhighway“, „American superpower“ oder „modern disease.“ beherbergt und diese am Ende in einer großen Werbekampagne zum platzen bringt. Man darf den Song mit Ironie betrachten und sich über das herrlich Glitzern freuen, dass sich wie ein nächtliches Stadtbild präsentiert, während man selbst die Welt dort draussen hinter dem Fenster beobachtet.

‚ The Future’s Void ‚ klingt auch im weiteren Verlauf absolut natürlich, ermöglicht eine faszinierende Wahrnehmung des eigenen Bewusstseins und garniert es mit ästhetischen Elementen: Das Schlagzeug klappert vor klirrenden und kratzenden Gitarren, Synths sprengen sich in weißen Rauchwolken in die Luft, wellenartige Verzwirbelungen erschaffen aus der Musik eine menschennahe Maschine, die rohen und chaotischen Geräuschcollagen ihrer ehemaligen Band Gowns scheinen weit weg – doch darf man Ihre Musik weniger als Zweck an sich selbst sehen. Vielmehr ist es der Kontrapunkt einer Totenklage. Man hört flüsternde, kreischende und keuchende Stimmen von Geistern der Vergangenheit, die auf der Suche nach Ihrer einstigen Menschlichkeit in einem dunklen Labyrinth herumirren. Doch auch in den dunkelsten Momenten kann helles Licht entstehen.

EMA beginnt mit diesen himmlischen Momenten gegen Ende Ihrer Platte. Anderson lockert Ihren Griff und lässt sich treiben. Mit ‚ Solace ‚ präsentiert sie uns noch ein bedeutungsvolles Liebeslied, „We make the constellations out of the beauty marks/ We make the constellations out of the falling stars“, und endet schließlich in ‚ Dead Celebrity ‚ mit Melodien, die scheinbar einem Kinderliederbuch entzogen wurden: “We can seize our jealousy/ For the dead celebrity“. Man kann den Ehrgeiz von Anderson nicht verleugnen, nur tummeln sich gelegentlich neben den vielen brillanten Einfällen auch so manch halbfertige Gedanken – bei denen noch etwas mehr Bearbeitungszeit nicht geschadet hätten. Ansonsten ein sehr würdevolles und überzeugenders Zweitlingswerk.

6.3