
FOLK BITCH TRIO
FOLK BITCH TRIO veröffentlichen mit NOW WOULD BE A GOOD TIME ein Debüt voller scharfzüngiger Intimität, melancholischer Tagträume und harmonischer Rebellion, das Folk neu belebt und zwischen Hoffnung und Aufruhr eine eigene Sprache findet.
Ein Sofa, drei Körper, Bücherwände und schummriges Licht: Das Cover von „Now Would Be A Good Time“ wirkt wie eine Szene zwischen Erschöpfung, Ironie und Verweigerung. Die Musikerinnen liegen übereinander, halb gelöst, halb angespannt – ein Sinnbild für ihr Debütalbum, das zugleich vertraut und verstörend wirkt. Folk Bitch Trio – bestehend aus Heide Peverelle, Jeanie Pilkington und Gracie Sinclair – haben mit ihrem Namen und ihrem ersten Langspieler deutlich gemacht, dass sie die Ernsthaftigkeit des Folk zwar respektieren, aber ihn mit bissigem Humor und ironischer Brechung neu erzählen.
Die aus Melbourne stammende Band hat ihr Album bei Jagjaguwar veröffentlicht, dem Label von Größen wie Angel Olsen oder Sharon Van Etten. Mit einer Spielzeit von knapp 39 Minuten entfaltet sich ein Werk, das Indie-Folk und Americana mit subtilen Rock- und Kammermusikmomenten verbindet. Produziert wurde analog in Auckland – ein bewusster Schritt, um die Wärme und Direktheit der Stimmen einzufangen. Denn die Stärke des Trios liegt in den dreistimmigen Harmonien, die so eng verwoben sind, dass sie an blutsverwandte Gruppen wie The Staves erinnern.
Schon der Opener „God’s a Different Sword“ setzt mit dunklen Gitarrenstrichen und fast hymnischen Gesängen einen Ton, der sich zwischen Melancholie und Hoffnung bewegt. „Hotel TV“ wiederum verwebt nächtliche Müdigkeit mit einem „filthy dream“ – ein Lied, das Intimität und Distanz zugleich einfängt. In „The Actor“ kippt das Private ins Performative: eine Liebesbeziehung, die zur Inszenierung wird, mit der bitteren Pointe einer Trennung im Rampenlicht. „Moth Song“ lässt Anita Clark’s Geige wie eine Halluzination durch die Harmonien wabern, ein Höhepunkt der fragilen Verletzlichkeit. Am Ende, in „Mary’s Playing the Harp“, klingt das Album livehaftig, fast wie ein Geständnis zwischen Freundinnen auf Tour – verletzlich, offen, zärtlich.
Die Stimmung des Albums ist aufgewühlt-melancholisch, aber nie hoffnungslos. In den Songs steckt das Chaos junger Erwachsener in den 2020ern: Beziehungsabbrüche, sexuelle Fantasien, Entfremdung – und doch ein Funken von Zuversicht, getragen von der Nähe der Stimmen. Das Cover unterstreicht diese Zwiespältigkeit: ein Wohnzimmer, das Sicherheit suggeriert, aber im nebligen Dämmerlicht auch Unsicherheit spiegelt. „Now Would Be A Good Time“ ist kein nostalgisches Folk-Revival, sondern eine ironisch-ernste Lebensanleitung für alle, die sich im Chaos der frühen Zwanziger Jahre wiederfinden. Folk Bitch Trio zeigen, dass man lachen, weinen und träumen kann – gleichzeitig und in Harmonie.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
