Bloc Party – Four

Alternative RockIndie Rock, VÖ: August 2012

Ziemlich kratzbürstig gestalten sich die ersten Takte zum Eröffnungsstück ‚ So He Begins To Lie ‚ aus dem neuen und vierten Album ‚ Four ‚ von Bloc Party. Ein lärmendes und brachiales Stück mit kraftvollen und atmosphärischen Elementen, die alles andere als Radiotauglichkeit versprechen. Das folgende Stück ‚ 3×3 ‚ verfolgt eine ähnliche Strategie, taucht allerdings noch tiefer in die Dunkelheit hinab, während Kele dazu mit heißerer Stimme die Strophen in sein Mikrophon flüstert. ‚ Four ‚ wurde von Alex Newport (Death Cab For Cutie, The Mars Volta, At The Drive-In) in New York aufgenommen und gemixt. Seine Handschrift wurde in sämtliche Rhythmen hinterlassen und fast ist man schon ein wenig dankbar darüber, mit ‚ Octopus ‚ den ersten eingängigen Song mit reduzierten Arrangements vorzufinden. Trotzdem muss man als Hörer auch hier nicht auf die wohldosierte Verachtung konventioneller Rockmusik verzichten. Und Kele erzählte erst kürzlich zum neuen Album: „I am very proud of it. it is the best thing that we have ever done and finishing this record has taken us on quite a journey.“ Es sollte keine Untertreibung sein. ‚ Four ‚ ist einmal mehr äußerst breitbeinig, aber auch gefühlvoll, wie im Stück ‚ Real Talk ‚ und zu jeder Zeit bereit, sich in allen denkbaren Richtungen zu zersplittern. Zugleich ist es auch der entfernende Schritt zum letzten Werk ‚ Intimacy ‚ aus dem fernen Jahr 2008, als dort Free-Jazz-Trompeter und R’n’B-Drum-Machines geduldig zusammengesetzte Beatbaukasten kreierten.

‚ Kettling ‚ führt uns dann wieder zurück in die massive Lärmbeschallung – es rumpelt, knirscht und rauscht wenn die elektrisierende Gitarre mit Nachdruck die hohen Töne in unsere Gehörgänge presst. Man spürt in jeder schweißausbrechenden Pore die ungezügelte Spielfreude der vier Jungs aus London. Im Mittelteil folgt dann ein wenig Raum für Experimente. Denn ‚ Coliseum ‚ katapultiert uns in den ersten Sekunden direkt in den amerikanischen Westen, bis plötzlich die Kulissen verschwinden uns wir direkt in überschwängliche, aggressive, aufgekratzte und rasiermesserscharfe Gitarren-Riffs fallen. Einen besseren Auftakt in die zweite Hälfte kann es eigentlich nicht geben. In ‚ Team A ‚ gibt es ähnlich wie bei ‚ Octopus ‚ hypernervöse Gitarren-Riffs auf die Ohren und damit hat es sich dann erstmal auch erledigt. Denn sowohl ‚ Truth ‚, wie auch ‚ The Healing ‚ sind lediglich nette Pop-Songs geworden – aber dafür klopfen uns Bloc Party mit dem letzten Stück ‚ We Are Not Good People ‚ den Arsch windelweich. Wir stehen hier vor einer tickenden Zeitbombe und es hätte mich nicht gewundert, wenn nach Abschluss der Platte, diese sich mit einem Selbstzerstörungsmechanismus in die Luft gesprengt hätte. ‚ Four ‚ ist keinesfalls mit irgendeiner weiteren Veröffentlichung von Bloc Party vergleichbar.

Die bisweilen vertrackte Ruppigkeit, das beseelte Armerecken und die pure Gewalt ist ein Festschmaus für die eigenen Sinne. ‚ Four ‚ wurde herrlich präzise auf den Punkt gebracht und auch wenn manchmal die offengelegten und bisweilen ungewohnten Aggressionen fast schon Angstzustände auslösen – Bloc Party wird man auch weiterhin als innige Verbündete erleben.

8.0