Pinegrove – Marigold

Indie Rock, VÖ: Januar 2020
Mit diesem neuesten Album treten PINEGROVE in eine neue, erwachsenere Phase ihrer Karriere ein, ihre auffällige Radikalität wird in eine subtilere, weniger unmittelbare Ästhetik eingelassen.

Nur ein Jahr hat es gedauert, bis Pinegrove, die Band aus New Jersey, mit neuem Album zurück kehrt. „Marigold“ ist die mittlerweile vierte Platte und die erste Veröffentlichung auf dem britischen Label Rough Trade. Bekanntheit erlangten Pinegrove leider durch etwas anderes als Musik, nämlich als der Sänger Evan Stephens Hall bekannt gab, dass er von einer Frau, mit der er eine Beziehung hatte, wegen „sexueller Nötigung“ (verbal, nicht physisch) angeklagt worden war. Im Zuge der Bekanntgabe wurden einige andere Details enthüllt. Hall und sein Anwälte kamen durch einen privaten Vermittler zu einer Lösung, und die Gruppe war ein Jahr lang außer Sicht. Jetzt sind Pinegrove aber mit ihren ersten neuen Aufnahmen zurückgekehrt. Und das Gute daran: Sie klingen immer noch wie Pinegrove auf „Marigold“ und weben einen schönen Teppich aus E-Gitarren, der von gelegentlichen Wolken von Alt-Country beschattet wird. 

Stärkere Tracks, darunter das mitreißende „Phase“ und das elegante „No Drugs“, sind von luftiger Schönheit geprägt und selbst die kleineren haben eine beruhigende Anmut. Währenddessen verleiht Schlagzeuger Zack Levine, die nicht mehr ganz so geheime Waffe der Gruppe, den sanften Melodien mit seinem raffinierten Spiel einen ruhigen Touch. “I woke up the same as yesterday / With no news of any kind”, singt Hall über langsam marschierende Percussion auf „Endless“. Die träge Instrumentierung erinnert an jemanden, der seine Füße hochhebt, sein Körper schwer und sein Verstand trübe, angesichts der Aussicht, einem neuen Tag gegenüberzustehen. Wenn auf der locker klimpernden „Alcove“ Hall singt: “my friends in the east / They bring me peace”, klingt das eher sehnsüchtig als triumphierend – seine Freunde klingen weit weg, der Sänger wirkt isoliert.

Auch wenn mal gelegentlich der Funke nicht ganz überspringen möchte und „Marigold“ keine großen Überraschungen oder Änderungen im Sound der Band bietet, so bleibt es qualitativ hochwertiges Songwriting und eine bemerkenswerte Konsistenz, die Pinegrove ohne Zweifel in eine neue, erwachsenere Phase ihrer Karriere geleiten wird.

7.6