Vierkanttretlager – Die Natur Greift An

Indie Rock, VÖ: Januar 2012

Die Natur greift an, der Wind peitscht, der Regen prasselt und die Flutwellen schlagen uns die Füße unter dem Boden weg. Zum Glück sind diese gegenwärtigen Beschreibungen eine leichte Übertreibung, denn auch wenn das Debüt-Album der Husumer Vierkanttretlager nach einer aufkeimenden Naturkatastrophe klingt, bleiben die Wogen geglättet. Vielmehr erwarten den Hörer typisch norddeutsche Melodien und Wechselspiele aus Entwicklung und Stagnation, der Menschwerdung und der angedeuteten Flucht. Deshalb beschäftigt sich Sänger Max Richard Leßmann zwischen den Zeilen mit der Zeit und der schlichten Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit.

Musikalisch bewegen sich Vierkanttretlager scheinbar eine Stufe darüber, der Blick fällt zurück, die Pflichten erfüllt und die Melodien melancholisch, melodramatisch und aufrüttelnd, wie im Stück ‚ Zwischen den Zeilen ‚ wenn es heißt: „Wir können und wollen hier nicht mehr bleiben/ wir drehen und drehen uns um/ und alles sieht besser aus wenn man nicht hinsieht/ alles sieht besser aus wenn man nicht hinsieht…Niemand will dich schreien hören“. Die bedrückende Stimmung weicht allerdings schnell hüpfenden Gitarren-Riffs in ‚ Das neue Gold ‚, dem gemeinsamen Stück ‚ Hooligans ‚ mit Casper und einem schaukelnden Akkordeon in ‚ Fotoalbum ‚. Das die Band auch einmal abschalten kann, zeigen sie mit der krachenden und zielstrebigen Rock-Nummer ‚ Schluss Aus Raus ‚.

‚ Die Natur greift an ‚ ist ein selbstbewusstes, unaufgeregtes und ernstes Album. Es verdient Aufmerksamkeit und spart in der tristen deutschen Indie-Landschaft nicht mit farblichen Ideen und grundsoliden Ansätzen.

7.6