TV On The Radio – Nine Types Of Light

Indie Rock, VÖ: April 2011

TV On The Radio haben viel in den letzten Jahren Ihrer Bandgeschichte experimentiert. Von New York City ausgehend, überschwemmte die Band aus Brooklyn mit Ihren blubbernden Visionen im Jahr 2004 das nationale Land und verbreitete sich wie ein rasender Virus zwei Jahre später mit einer politischen Verwüstung in ‚ Return Of The Cookie Mountain ‚ und besiegelte das vorläufige Ende der elfenhaften Tanzkapelle im letzten Werk ‚ Dear Science ‚ aus dem Jahr 2008. Die Visionäre und Verantwortlichen für das Spektakel waren und sind Sänger Tunde Adebimpe und Produzent/ Multi-Instrumentalist Dave Sitek. Er steht meist im Schatten und versprüht von dort aus seine delikaten Aggressionen. Und diese wie wir wissen, brennen ungemein schnell – können aber auch mit einem kurzen Wimpernschlag wieder verschwunden sein.

„I’ve tried so hard to shut it down, lock it up, gently walk away,” singt Malone im Eröffnungsstück ‚ Second Song ‚ und ist doch an die alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Vielleicht mögen TV On The Radio auf ‚ Nine Types Of Light ‚ sanftmütiger geworden sein, aber diese Band hat Ihren festen Sitz im Musikgeschäft um ein weiteres Mal gefestigt. Ihre Single ‚ Will Do ‚ ist eine brennende Fackel mit eine solchen Essenzialität – sie könnte auf einem Taylor Swift Album erschienen sein. Textlich handeln die Stücke über Liebe und Sehnsucht, Leidenschaft (und wie klischeehaft es auch klingen mag:) und Licht. „With the world all falling apart,” sing Malone, “I’m gonna keep your heart.” im zweiten Song ‚ Keep Your Heart ‚. Doch TV On The Radio glänzen ebenfalls mit sehr druckvollen Tracks wie ‚ Repetition ‚, ‚ New Cannonball Run ‚ und ‚ No Future Shock ‚, in denen Adebimpe wesentlich glücklicher klingt, als auf den langsameren Songs, die zugleich Ihre Wurzeln zu ‚ Blind ‚ (2005) und ‚ Family Tree ‚ (2008) aufgreifen. Nur die Verzweiflung und darin verborgene Trauer wurden hier zurückgelassen.

Die neue Positivität, selbst im Angesicht der Widrigkeiten, erscheint am schönsten im Stück ‚ Killer Crane ‚ und ist zugleich eines der einfachsten Songs die von TV On The Radio jemals geschrieben wurden. Neu ist auch die Reduzierung von Schlagzeuger Jaleel Bunton und Bassist Gerade Smith, die zu Zeiten von ‚ Dear  Science ‚ die pochende Lebensader darstellten. ‚ Nine Types Of Light ‚ fühlt sich für mich eine Verflüssigung einer Band an, die nach zehn Jahren und vier Alben tief in die weiche Zärtlichkeit hinabgestiegen ist. Schwierig bleibt dagegen die Interpretation des Albumtitels. Aber wörtlich genommen ist es aufschlussreich: TV On The Radio haben die einfache sichtbare Form des Lichts aus den frühen Tagen von ‚ Return Of The Cookie Mountain ‚ verschoben, direkt auf das kosmische Licht des Himmels – immerhin ein Ziel das während ‚ Dear Science ‚ nicht fremd erschien. Und nun kehrt die Gruppe also wieder an die Erdoberfläche zurück, öffnet Ihre Augen und erblickt das Geschehen direkt vor den eigenen Gesichtern.

Schlussendlich ist ‚ Nine Types Of Light ‚ damit ein sanfter Tapetenwechsel geworden und man spürt wie froh die Band darüber ist, nach einem Jahr der gegenseitigen Verstreuung, wieder gemeinsam im Studio stehen zu können. Am Ende darf man einfach glücklich über die Umstände sein, das die Genialität von TV On The Radio kein Lichtschalter ist, dem man einfach ausknipsen könnte. Und so siegt am Ende die Gewissheit darüber, gerade in diesem Moment ein weiteres Meisterwerk der Musikgeschichte in den Händen zu halten.

7.1