The Kills – Midnight Boom

Indie RockRock, VÖ: März 2008

In den drei Jahren zwischen ‚ No Wow ‚ und dem nun erschienen ‚ Midnight Boom ‚ klingt es als hätten die Kills den Spaß an der Musik neu entdeckt. Vorbei sind die Zeiten als Alison Mosshart und Jamie Hince auf der Suche nach dem perfekten Minimalismus waren. Nun regieren Emotionen, High-End Strukturen mischen sich mit trashigen und lassen es dennoch glänzen wie einen Diamanten der in kaputte Glasscheiben gesetzt wurde. Glamourös und zart glänzen die Strukturen, die Kills haben sich neu erfunden ohne dabei von Ihren Wurzeln los zulassen. Die Eröffnung auf ‚ Midnight Boom ‚ gleicht einer Mitternachtsparty, mit verzerrte Gitarren und einem verschleppten Wumms wird die Erde zum Beben gebracht. Hintergründiges Geplänkel, Fuß stampfen, Hand-Claps und verhöhnende Gitarren machen aus ‚ URA Fever ‚ eine erbittert eingängige Single. Gleich darauf folgt mit ‚ Cheap And Cheerful ‚ ein weiterer treibender Beat der mit Trommelwirbel im Refrain, Husten und Türzuschlag am Anfang einen wilden Mix abfeuert.

Die Spuren früherer Tage bleiben nach wie vor enthalten, minimalistisch gehts auch hier weiter aber die Kills machen viel mehr aus Ihren Sounds. Das wiederum öffnet den Beiden viele neue Möglichkeiten die diesmal unverschämt allesamt ausgenutzt werden. Phantasievoll wird alles eingesetzt was auch nur im weitesten Sinne Töne von sich geben kann, Pop Up Beats fließen in die Songs ein wenn sie am wenigsten erwartet werden und das alles mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Mit dieser Leichtigkeit spielen die Kills auch Songs wie ‚ Alphabet Pony ‚ und ‚ Hook and Line ‚ auf einer sehr harten und aggressiven Schiene, rocken dabei aber mit mehr Überzeugung im Blut als bei den früheren Arbeiten. Überraschend sind diesmal die immer wieder plötzlichen Enden der Songs. Auch Ihre Drum Machine kommt wieder zum Einsatz, diesmal aber besser dosiert und an den richtigen Stellen eingesetzt sorgt sie für eine angenehme Nebenerscheinung, die in ‚ Getting Down ‚ sogar eine tragende Rolle zugesprochen bekommt.

Der direkte Kontrast dazu folgt mit ‚ Black Balloon ‚, einem angreifbar sich langsam aufbauenden Epos der wieder eine neue Facette der Kills aufdeckt. Bei dem gerade mal unter zwei Minuten laufenden ‚ M.E.X.I.C.O. schmeißen Mosshart und Hince all den angesammelten Krach gegen die Wand und verarbeiten das neu entstandene kurzerhand zu einem Song. Die beiden machen diesmal so manchen Elektro Veteranen Konkurrenz auf den Tanzbühnen dieser Welt. Bei soviel zwanghaften Bewegungsdrang sorgt der gemütliche Blues- Schunkler ‚ Goodnight Bad Morning ‚ für willkommene Erholung nach der mitternächtlichen Abreißparty.

7.0