The Black Keys – Brothers

Rock, VÖ: Mai 2010
BROTHERS von THE BLACK KEYS funktioniert als Genrestudie ebenso – dass klassische und zeitgenössische Perspektiven auf Blues, Soul und R&B kombiniert – wie auch als einfach gute Rockplatte.

Welche beiden Sätze wurden in den letzten Tagen am häufigsten zitiert? Natürlich diese hier: „This is an album by The Black Keys. The name of this album is Brothers.“ Und wo man das Ganze nachlesen kann ist wohl schlussendlich eine Frage, deren Antwort man sich schenken kann. Doch so ungewöhnlich dieses Cover nach fünf Studioalben auch sein mag, Veränderungen lassen sich inhaltlich nur im Detail ausmachen. „Brothers“ ist die Zusammenführung der beiden Herren Dan Auerbach und Patrick Carney, die in letzter Zeit Ihre eigenen Dinge verfolgten und es nun wieder geschafft haben, ein umfangreiches Album mit starken Blues-Einflüssen auf den Markt zu bringen. Die Erwartungen nach dem sensationellen Werk „Attack & Release“ waren mehr als hoch und dementsprechend unwahrscheinlich war es, in sachlicher Manier den ersten Durchlauf von „Brothers“ bewerten zu können. Wenngleich die anfänglichen Umstände mehr als eine unmissverständliche Sprache an den Tag legen:

„Every Lasting Light“ beginnt mit eng-anliegenden Riffs, stampfenden Beats und einem Dan Auerbach, der höher als jemals zuvor die Stimme ins Mikrophon gleiten lässt. Es ist ein phantastischer Auftakt, der auch durch den zweiten Song „Next Girl“ in keinster Weise geschmälert werden kann. „Next Girl“ ist wohl das, was man einen klassischen Black Keys Song nennen würde. Sperrig und mürrisch wirbeln die Gitarren durch verschrobene Rhythmen, hinterlassen ein aufgebrachtes Trümmerfeld und Textzeilen wie, „Oh my next girl/ Will be nothing like my ex-girl/ I made mistakes back then/ I’ll never do it again/ With my next girl“. Der nächste Track wurde mit Danger Mouse produziert und hinterlässt klare Spuren von dem Mann, der einst die Black Keys mit „Attack & Release“ einem breiten Publikum zugänglich machen konnte. Die Zusammenarbeit wurde eigentlich vor der neuen Platte „Brothers“ beendet und widerfährt mit „Tighten Up“ ein kleines Comeback. Doch wir wollen an dieser Stelle keine Vermutungen aufkommen lassen, das die erste Single ausgerechnet mit Danger Mouse aufgenommen wurde.

Im Grunde ist es auch egal, der Song gehört zu den echten Highlights auf „Brothers“ und erfreut den Hörer mit einem phantastischen Rhythmus-Wechsel gegen Ende des Songs. Auftürmende Gitarren rollen hier mit voller Wucht über unsere Köpfe und hinterlassen ein wahrlich bleibenden Eindruck. „Howlin‘ For You“ klingt dagegen wie eine langsame Nummer aus der Feder von Josh Homme, bleibt ebenso zugänglich, kompakt und wird durch den nächsten Track „She’s Long Gone“ in eine verschärfte klaustrophobische Atmosphäre geworfen. „Black Mud“ würde hervorragend in einen Quentin Tarantino Streifen passen, 70er Jahre Look, verführerische Frauen und eine Bar mit Jukebox. Denn genau von dort würde der Geist aus eben jener Zeit durch die Boxen dringen. „The Only One“ erfährt eine besondere Bedeutung, denn dieses Stück ist das schönste komponierte Liebeslied der Black Keys seit Anbeginn Ihres Bestehens – keine Frage.

Auch „Too Afraid To Love“ bietet erfrischende Abwechslung zu dem zerlumpten Sound der Black Keys, berührt und bietet den passenden Übergang in die zweite Albumhälfte. Denn ab hier wird es dampfend, psychedelisch, abgebrannt und bietet alles andere als nette Melodien. So waren die Alben der früheren Black Keys und hinterlässt am Ende ein zwiespältiges Gefühl im Hörer zurück: Zum Einen bleibt das Duo seinen Wurzeln treu, verbindet sogar noch mehr den Blues in Ihren Songs, auf der anderen Seite gehen Sie den Weg von „Attack & Release“ weiter. Die Mischung ist keineswegs zu verachten, vereint Sie doch alles, womit man die Black Keys die letzten Jahre über in Verbindung brachte. Aber schlussendlich fehlt in der zweiten Hälfte die Dringlichkeit, die absolute Härte und der Mut, wirklich mit einem spitzen und rostigen Gegenstand durch unsere Nerven zu schneiden – so wie man es damals lieben und schätzen gelernt hat.

6.4