Palehound – Eye on the Bat

Indie Rock, VÖ: Juli 2023
EYE ON THE BAT von PALEHOUND fühlt sich wie eine Platte an, die man jeder empfehlen sollte, die schwierige Lebensmomente und Gefühle der Unsicherheit durchlebt.

„I don’t want to see the other path“, erklärt El Kempner, ein Höhepunkt aus Palehound’s viertem Album „Eye on the Bat“. Diese tiefgreifende Ablehnung findet inmitten der Trümmer einer mehrjährigen Beziehung statt, in einer Szene, die in die Aquarellreflexionen des Feuerwerks vom 4. Juli getaucht ist. Kempner verschließt die Augen sowohl vor der Zukunft als auch vor der Vergangenheit, weigert sich, darüber nachzudenken, wie das Leben mit diesem Partner hätte sein können, und verdrängt jede Vorstellung davon, wie ihr Leben jetzt aussehen wird. Das Umarmen der unangenehmen Momente ist seit langem ein Markenzeichen von Palehound’s Musik, aber Kempner hat sich in ihnen noch nie so präsent gefühlt. Die oben erwähnte Trennung ist von wesentlicher Bedeutung dafür, wie die hier vorgestellten Songs entstanden sind, aber auch für die Art und Weise, wie sie präsentiert werden. Sie sind ungezügelt in ihrer Rohheit, ihrer chaotischen Art und einigen der interessantesten Geschichten, die Kempner je geschrieben hat.

Es gibt nicht viele zeitgenössische Rockplatten, die es schaffen, frisch zu sein, ohne den grundlegenden Sinn für Spaß des Genres aus dem Fenster zu werfen. Doch auf „Eye On The Bat“ vereint Palehound’s drolliges Songwriting alle möglichen Einflüsse in einer fesselnden Klangpalette und verliert dennoch nie seinen Identitätssinn. Während „Independence Day“ eine lebhafte Energie hat, die den Country-nahen Slacker-Rock-Sound von Kurt Vile oder Courtney Barnett kanalisiert, lehnt sich „U Want It U Got It“ an den Lo-Fi-Crash von The Vaselines an und der herausragende Titel „My Evil“ gilt als wahrhaft zeitloser Song, der an den Saloon-Sleaze von Bob Dylan aus den 1960er Jahren erinnert. Die Rotation des Albums aus viszeraler Verzerrung, riffigem Twang und bittersüßer Melodik findet ihren Abschluss im akustischen Einstieg „Fadin“, dessen funkelnde, harfenartige Gitarren und Klavier einem Lied über das Sich-Verlieren einen angemessen märchenhaften Eindruck verleihen.

Die sich wiederholenden Themen können ein wenig anstrengend sein, aber vielleicht ist das eine Botschaft für sich – manchmal muss man sich immer wieder daran erinnern, warum jemand nicht gut für einen ist, bis es einem klar wird. In diesem Sinne erreicht das Album sein Ziel, Es klingt wie jemand, der ein liebeskrankes Mittzwanziger-Tagebuch liest und gleichzeitig rasanten Indie-Rock spielt.

7.8