Omar Souleyman – Shlon

Electronic, VÖ: Dezember 2019

Der syrische Sänger Omar Souleyman erzielte 1996 seinen ersten Hit in der eigenen Heimat. 2004 festigte „Khataba“ seinen Ruf als Wegbereiter in der transarabischen Welt. Etwa 500 Live-Alben, die auf Kassette veröffentlicht wurden, erschienen zwischen diesen beiden Veröffentlichungen. Für einen Typen, der im Laufe seines Lebens Releases am Fließband produzierte, hat Omar Souleyman immer noch überraschend viel Benzin im Tank. Seine letzte Platte „To Syria, With Love“ war seine erste für das neue Label Mad Decent (geführt von Diplo und somit Heimat von Major Lazer) und es war eine perfekte Zusammenfassung des Sounds, den er einst entwickelte, als er vom mäßig erfolgreichen Hochzeitssänger zur Berühmtheit wurde. 

 

Sein Land geriet in den Griff eines Bürgerkriegs, aus dem es noch nicht vollständig hervorgegangen ist. Souleyman hat auch von seiner neuen Heimat in der Türkei aus seine unerschrockene Liebe zu Dabke (diesen ansteckenden Hochzeitstanz-Sound mit den pochenden Rhythmen und scheinbar endlosen Instrumentalebenen) konsequent vorangetrieben und die Bereitschaft bewiesen, ihn mit verschiedenen elektronischen Styles und Synths zu verbinden. Für die Aufnahmen zum neuen Album „Shlon“ waren Keyboarder Hasan Alo, der Elektro-Saz-Spieler Azad Salih, die Texterin Moussa Al Mardood und die Produzentin und Managerin Mina Tosti mit dabei. 

Dieses Set wurde in einem englischen Studio aufgenommen und erinnert in viel besserer Wiedergabetreue an die wollige Freiheit und die raue elektronische Rohheit der frühen Souleyman-Aufnahmen. Sechs Tracks und 35 Minuten lang, sind viele Arrangements in einer Hochgeschwindigkeits-Fusion kurdischer und syrischer Dabke-, Balladi- und Iraqui-Stile verankert. Souleyman begeistert erneut mit einer exzellenten Stimme, sein körniger Bariton im eröffnenden Stück erhebt sich über den Rhythmus und singt Al Mardood’s poetischen Text, der auf jahrhundertealten Traditionen beruht. „Shlon“ erlaubt Souleyman, den Vorhang seiner Kultur zu heben und klärt die Frage, weshalb genau er einer der gefragtesten Produzenten der Welt ist. 

Ihn als Hochzeitssänger in eine Schublade zu stecken, wäre herablassend. Sein Ohr für kontrastierende Klänge und seine Fähigkeit, Freude zu bringen, ermöglichen es uns, tief in seine Arbeit einzutauchen.

7.1