Momma – Two of Me

Indie Rock, VÖ: Juni 2020
Die neuen Songs von MOMMA sind von einem Gefühl der Vertrautheit umhüllt und eingängig genug, um sich tief in unser Unterbewusstsein einzugraben.

Ein Strudel aus Verzerrungen und verschwommenen Gitarren erwartet uns auf dem zweiten Album „Two of Me“ von Momma – ein Konzeptalbum, das in einem Land des Fegefeuers spielt, das als The Bug House bekannt ist, wo einige der auf dem Album erforschten Charaktere nach einer Schlägerei auf einem Jahrmarkt enden. Beim ersten Hören ist es leicht, Momma als ein dunkleres, von den 90ern beeinflusstes Snail Mail / Soccer Mommy-Abklatsch abzutun, aber je mehr man sich mit Momma beschäftigt, desto mehr wird man in diese einzigartige Welt hineingezogen. Konzeptalben sind keine leichte Aufgabe, aber es ist wirklich erfrischend, ein Album zu hören, das sich auf die Erweiterung der Charakterbögen und den Aufbau einer immersiven Welt innerhalb dieses Genres konzentriert, anstatt nur die eigenen Dämonen wieder aufzuwärmen. 

Der Kern der Indie/Alt-Band Momma aus Los Angeles sind die beiden Gitarristen/Sängerinnen Etta Friedman und Allegra Weingarten. Mit super eingängigen und lustigen Strophe-Refrain-Strophen, die an einige unserer Lieblings-Acts aus den 90ern erinnern, macht die neue Musik der Band dort weiter, wo ihr vorheriges Album aufgehört hat. Zugleich ist es größer, heller und einfach  spaßiger. Mit einem sehr alternativen Rock-Sound der 90er, der von jeder Platte von Veruca Salt oder frühen Liz Phair stammen könnte, sind die Songs auf „Two of Me“ süß, fröhlich, endlos eingängig und triefen vor Frechheit und Sarkasmus. Weichere Tracks wie „Ready Runner“ gleichen die Platte ebenfalls aus, ohne die Energie zu opfern. Auf dem Album-Highlight „Carny“ sehnt sich ein Mädchen nach ihrem Geliebten, nachdem er in die Unterwelt verbannt wurde, und wir können uns ihre Verzweiflung nur in der sich wiederholenden Sehnsucht vorstellen. 

Die Sehnsucht, die sie zum Ausdruck bringen, wird nur noch übertroffen von ihrer unbekümmerten Haltung bei „Not A Runner“, in der sie “Did I fucking stutter? I told you I’m not a runner” singen, während sie beiläufig die Asche vom Ende einer Zigarette schnippen und gleichzeitig mit den Augen rollen. Konzept hin oder her, jedes erfolgreiche Album hängt am Ende von den Songs selbst ab. Zum Glück liefern Momma in dieser Sache. Die Songs sind durchweg eingängig und graben sich in das Unterbewusstsein ein. Passend zur jenseitigen Erzählung haben alle Instrumentalstücke eine verträumte, ätherische Qualität, die mit der Besonderheit der Texte kontrastiert. Momma vereinen auf „Two of Me“ ihr eigenes dynamisches Songwriting mit fesselnden Geschichten und haben eine Platte geschaffen, die sich sowohl vertraut als auch faszinierend anfühlt.

8.5