King Princess – Hold On Baby

PopRock, VÖ: August 2022
HOLD ON BABY betont die Position von KING PRINCESS als eines der einzigartigsten Talente des Pop.

Mikaela Straus wurde erstmals im Alter von 11 Jahren ein Plattenvertrag angeboten, was darauf hindeutet, dass ihr Talent nie in Frage gestellt wurde. Ihr Vater war Toningenieur, und sie verbrachte ihre prägenden Jahre damit, in seinem Studio herumzuspielen und Hintergrundgesänge für Bands zu singen. Sie brach die Musikschule in Los Angeles ab, nachdem sie von Superproduzent und Hitmacher Mark Ronson entdeckt worden war, und wurde das erste Signing für sein Label Zelig. Ihr Debütalbum „Cheap Queen“ aus dem Jahr 2019 bot eine offene und sinnliche Songkunst, die mit elegantem, zurückhaltendem zeitgenössischem Pop verbunden war, aber nicht gerade die Welt in Brand setzte. Im Anschluss an diese Rockstar-Prahlerei, dreht „Hold On Baby“ den Tisch um und sättigt selbst die dreistesten Momente mit einer sensiblen, zärtlichen Energie. Wo „Cheap Queen“ sehr beabsichtigt und thematisch fokussiert wirkte, fühlt sich „Hold On Baby“ im Vergleich dazu fast von Natur aus explorativ an, obwohl es auf die gleiche Weise einspurig ist – aber es fühlt sich nie monoton an.

Das Album springt vom gedämpften, aber stürmischen Klavier auf dem introspektiven Eröffnungsstück „I Hate Myself, I Want to Party“, über das pulsierende und elektrische „Little Bother“ bis hin zu dem zarten, dann aber absolut explosiv und erderschütternden von Aaron Dessner produzierten Stück „Change The Locks“. Diese abwechslungsreichen Klangtexturen werden durch ihren unverwechselbaren Gesprächston und ihr unbeirrbares Songwriting zusammengehalten. King Princess singt bei „Winter Is Hopeful“ direkt zu ihrer Freundin, um ihre Ängste zu lindern: „Quinn, oh Quinn, I love you / I feel its seasons / Summer is cold and winter is hopeful“. Das Liebeslied, das Synthesizer, Streicher und verzerrte Melodien zusammenbringt, ist zart und doch distanziert, entwaffnend und doch beruhigend, disharmonisch und doch seltsam harmonisch. Auch die Instrumentalstücke auf „Hold On Baby“ sind geradezu umwerfend; ein cineastischer Walzer durch imaginäre Städte, unterbrochen von der einen oder anderen summenden gedämpften Trompete oder einem ätherischen Klavier. 

King Princess hat die Architektur ihrer musikalischen Welt bis ins kleinste Detail entwickelt und ihrer Stimme Raum gelassen. „Crowbar“ ist ein subtiles, herausragendes und vorsichtig anschwellendes Stück, dass die rauen Hintergrundgesänge mit den seidigen Synthesizer-Klängen nahtlos zusammen bringt. Auf „Hold On Baby“ finden wir King Princess schüchterner und selbstbewusster, als wir sie jemals gehört haben, und sie lässt uns kaum Zweifel daran, dass sich beide Seiten von ihr gegenseitig ernähren. Das ist mehr als angemessen für ein Album, das in Gefühle eintaucht, während es versucht, herauszufinden wohin die Emotionen einen als nächstes führen könnten.

8.2