John Grant – Pale Green Ghosts

Synth Pop, VÖ: März 2013

So ungewöhnlich es scheint, dass gleichnamige Titelstück aus dem neuen Album ‚ Pale Green Ghosts ‚ an die erste Stelle zu platzieren, so hochmütig, schön und lächerlich apathisch erklingen auch die dazugehörigen Melodien. Hallende Gesänge und gluckernde Synthies winden sich durch enge Rhythmen, bis sich plötzlich die Schleusen öffnen und wir nach knapp drei Minuten in einer dunklen großen Höhle stehen. Es ist kalter elektronischer Pop, der uns dort mit seinen pulsierenden Beats zermalt, die Zeit zurück in die 80er Jahre dreht und eine triumphale Bestätigung dafür liefert, wie Verschmelzungen in herzzerreißenden Szenarien funktionieren können. “I’d take the I-25, between Denver and Boulder, which was lined with all these Russian olive trees, which are the pale green ghosts of the title: they have this tiny leaves with silver on the back, which glow in the moonlight,” erklärt Grant. “The song is about wanting to get out of a small town, to go out into the world and become someone and made my mark.” John Grant belässt es aber nicht dabei, sondern schickt den Hörer im zweiten Stück ‚ Black Belt ‚ mit seinen hämmernden House-Beats durch die Clubs dieser Welt, während ‚ GMF ‚ mit den Worten, „I am the greatest motherfucker that you’re ever going to meet/ From the top of my head down to the tips of the toes on my feet”, und weiteren lebendig wirkenden Metaphern durch Ehrlichkeit, Witz und Wut spaziert.

Doch im weiterern Verlauf wird es verwirrend. Weshalb muss man sich fragen, hat John Grant die beiden anfänglichen Titel komponiert? Sie passen kaum noch in das weitere Konzept der Platte, die sich kontinuierlich den klassischen Singer/Songwriter Merkmalen nähert und zugleich das konfessionelle Genie John Grant mit schierer Unverfrorenheit unter seine Qualitäten stellt. ‚ You Don’t Have To ‚ versucht sich dann als rettender Anker und stürtzt sich erneut mit Synths und Beats auf die Tanzflächen. ‚ Ernest Borgnine ‚ verkommt kurz darauf zu einem elektronischen Experiment. Ein seltsam eingefügtes Saxophon kann auch hier nichts mehr an der gelegentlich auftretenden Langweile ändern. Zu gute halten muss man John Grant natürlich seine Offenheit gegenüber den Diskussionen zu Depressionen, diese hat er nie gescheut und zeigt dementsprechend auch eine Demonstration an Stärke auf seiner neuen Platte. „I thought I shouldn’t be afraid to talk about it, as there are lots of people in my situation, who feel like outcasts in society, people who had addiction problems, who feel ashamed and unlovable because of it. I want these people to know they have someone on a stage who is dealing with this too.”

5.5