Green Day – 21st Century Breakdown

Alternative Rock, VÖ: Mai 2009

Ja nun ist es endlich wieder soweit, nach fünf Jahren Green Day Pause veröffentlichen die drei notorischen Punk Rocker das achte Studioalbum mit dem Namen ‚ 21st Century Breakdown ‚. Dazwischen und vor allendingen nach dem Hype um ‚ American Idiot ‚ erschienen mehrere kleine Projekte, darunter auch das Debüt von den Foxboro Hot Tubs. Dahinter versteckte sich niemand geringeres als Green Day selber und war wohl zudem der einzig vernünftige Schritt, um noch einmal Abstand des kommerziellen und äußerst erfolgreichen Album ‚ American Idiot ‚ zu gewinnen. ‚ Stop Drop and Roll!!! ‚ nannte sich die Platte und war ein klassischer Ausreißer in schnödesten Garagen Rock. Sie zerren seit den letzten Jahren von Ihrem verstaubten Punk Rock Image und haben sprichwörtlich die Hosen voll, wenn es darum geht die Sau rauszulassen, oder mehr Freude am Experimentieren zu entwickeln. Sind Green Day vielleicht schon zu alt für solche jugendhaften Streiche? Sieht man sich das Projekt Foxboro Hot Tubs an, dann definitiv. Aber als etablierter Rockstar wird man im Alter eben etwas ruhiger, sesshaft und familiärer und genießt zwischen den anstrengenden Touren das süße Nichtstun.

Green Day sind zwar noch nicht in Rente, aber Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und spielen auf der neuen Platte größtenteils unaufgeregt und gemäßigt in der Lautstärke. Man übt für den Vorruhestand und nach der kontinuierlichen Arbeitsverrichtung über die letzten 15 Jahre, steht nunmal der letzte Lebensabschnitt mehr früh als spät vor der Tür und bittet um Einlass. Das Trio um Sänger und Gitarrist Billy Joe Amstrong starten deshalb auf ‚ Song Of The Century ‚ mit einem kurzen Radiomitschnitt und steigen erst mit dem zweiten Song und gleichnamigen Titeltrack in das neue Album ein. Zu Klavierklängen und Uh-uh-uh-uhs beginnen Billie, Mike und Tré mit der ersten Nummer im Surfer-Look und zeigen zugleich höchst unerwartet – doch glatt im Mittelteil einen Hauch von ungezügelter Spontanität. Schnell rasseln die Sticks von Tré auf die Felle und prügeln endlich mal die permanent kommerziellen Absichten zu Brei. Zum Schluss entwickelt sich ‚ 21st Century Breakdown ‚ sogar noch in eine kleine aber feine Ballade. Diese Ungestümtheit muss erstmal verdaut werden und so folgt mit der aktuellen Single ‚ Know Your Enemy ‚ ein ähnlich unglücklicher Griff ins Klo, wie vor fünf Jahren mit ‚ American Idiot ‚.

In bester Hau-Drauf-Manier spiegelt es das längst verrostete Image der einstigen Garagen-Punk-Rock Band wieder und wirkt die drei Minuten über viel zu gewollt und abgedroschen. Die Songs für kleine Mädchen mit einem Schuss Schmalz oben drauf, halten im Green´schen Universum ebenfalls standhaft Ihre scheinbaren Daseinsberechtigungen, wie die krachenden und hingerotzten Melodien vergangener Tage. ‚ Christian´s Inferno ‚ ist zum Beispiel so eine dreckig faszinierende Nummer mit verdammt abrockenden Gitarrensolos und einem knackigen Schluss, wie man es sich selber nicht besser hätte wünschen können. Im Mittelteil drehen Green Day dann so richtig an den Verstärkern und feuern mit ‚ East Jesus Nowhere ‚ und ‚ Peacemaker ‚ zwei äußerst markante Up-Tempo-Nummern heraus. Das die Kalifornier seit Anbeginn gegen die Politik und insbesondere gegen die von Herrn Bush sind und waren, bedarf natürlich keiner weiteren Erläuterung findet auch hier wieder regen Gesprächsstoff, der konsequent in fast allen Stücken zur Diskussion herangezogen wird. Aber egal, wer sich nur an den neuen Songs erfreuen will, darf dies ungehemmt in vollen Zügen genießen aber vorsichtig bei dem vielen Füllmaterial.

Bei einer derart hohen Trackliste ist dieser Umstand mehr oder weniger unumgänglich und gehört bei Green Day schon zum standardisierten Umfang dazu – Gratis versteht sich. Insgesamt ist die Platte eine durchwachsene mit manchen Höhen, viel Flachland und diversen Tiefen. Zumindest dürfte für jeden Fan etwas dabei sein, dafür haben Green Day gesorgt und stellen damit gleichzeitig Ihre hohen Verkaufszahlen sicher, die mit Sicherheit die Erwartungen erfüllen werden. Denn: Risiko ist gut, aber Altbewährtes verkauft sich nunmal besser.

6.3