Glasvegas – Later…When The TV Turns To Static

Indie RockRock, VÖ: September 2013

Wenn man die neue Scheibe von Glasvegas auf den Plattenspieler legt, wäre es sehr von Vorteil, rasch ein schützendes Zelt vor den auftürmenden Regenwolken aufzubauen. Denn Glasvegas mit Ihrem ewig weinenden James Allan öffnen erneut die Schleusen für hemmungslose Heulereien in den dunklen Momenten des eigenen Lebens. James Allan hat scheinbar genügend selbst in diesem Bereich erlebt und erzählt wenig überraschend: „Wenn man über Nächte und das Rauschen des Fernsehers nachdenkt, kommt mir nie jemand in den Sinn, der Gesellschaft hat.“ Ja bei solchen Tätigkeiten ist der Mensch meist alleine. Glasvegas, die emotionalste Band Großbritanniens meldet sich also mit dritten Werk ‚ Later…When the TV Turns to Static ‚ zurück und versucht sich zum wiederholten Male an aufrichtiger Melancholie und himmelweiter Traurigkeit.

Dazu wurde leider auch das Tempo verlangsamt und diese Kombination führt in der ersten Albumhälfte zu einer mittelschweren Depression. Ist der Freund oder die Freundin abgehauen? Man weiß überhaupt nicht warum und hat immer nur sein Bestes gegeben. Aber letztendlich führten einfach die jahrelangen Missverständnisse zu bitterbösen Streitereien und zu einem unüberwindbaren Berg an ungelösten Problemen, die im Laufe der Zeit immer gewichtiger wurden und man glaubt jetzt, mit Tränen im Eck des Zimmers sitzend, es könnte nicht mehr schlimmer kommen – dann versucht es mit Glasvegas. Die treiben euch mit den neuen Songs an den Rand des emotionalen Wahnsinns. James Allan ist der gefallene König in Höhen einsamer Melancholie und während all diese Worte entstehen, maltretieren noch immer die Klänge der ersten Hälfte von ‚ Later…When The TV Turns To Static ‚ unsere abgemärgelten Gesichtszüge.

Musikalisch passiert dagegen während diesen Minuten herzlichst wenig und so bleibt der Fokus an den schwermütigen Gesängen hängen. „It’s quiet on the edge of my bed, up in the attic/How I got home tonight seemed so automatic, systematic/Now, the outside world looks so cinematic,“ so im Titelstück über die persönlichen Dämonen von Allan und bis endlich beides harmoniert, vergehen sechs Songs: aber dann fegt ‚ Magazine ‚ endlich als welterobernder Rocksong die gepenstischen Zeiten der letzten Minuten auf die Seite und mit überwältigender Euphorie galoppieren wir im sengenden Schein des folgenden ‚ If ‚ dem goldenen Horizont entgegen. Mit ‚ Finished Sympathy ‚ zeigen uns Glasvegas dann am Ende mit einem verheerendem Brüllen aus zerschmetterter Seele, welch auftrumpfender Ehrgeiz doch manchmal aus diesem Quartett entweichen kann…

7.0