Disclosure – Alchemy

Electronic, VÖ: Juli 2023
Neue und alte Fans versammeln sich zum neuen DISCLOSURE-Album, das fünf Jahre nach Caracal und sieben Jahre nach dem letzten wirklich hervorragenden Album des Duos erscheint.

„The mix should represent where we’re at now“, sagten Disclosure über ihren DJ-Kicks-Mix im Jahr 2021. „And where we’re at now is clubby.“ Zwei Jahre, seit Guy und Howard Lawrence diese nahtlos verschmolzene Auswahl aus schillerndem Deep House und leichtfüßigem Garage abgeliefert haben – ein Set, das deutlich frei von den großen, kraftvollen, aufmerksamkeitsstarken Gesängen ist, auf denen sie ihren Ruf aufgebaut haben – scheint sich ihre Einstellung nicht geändert zu haben. Die Brüder haben die letzten 13 Jahre damit verbracht, zwischen Insider-Dancemusik und Big-Tent-Pop zu pendeln, mit gemischten Ergebnissen. „Alchemy“, ihre erste Veröffentlichung seit dem Abschluss ihres Major-Label-Vertrags, ist eindeutig als Neustart gedacht und positioniert sie als Tanzkünstler, die zufällig Hits machen, und nicht als Chartaspiranten, die sich mit generischer Club-Musik beschäftigen.

Obwohl es hier Gesang gibt, stehen die Rhythmen an erster Stelle: rasante, augenzwinkernde zeitgenössische Versionen von House und Garage, bei denen die Bassdrums flattern und die Filter zischen. Sie haben die Schwerpunktverlagerung zu einem ausdrücklichen Verkaufsargument gemacht: „Alchemy“ wird als ihr erstes Album ohne Features und ohne Samples angekündigt. Der Eröffnungstrack „Looking For Love“ ist Disclosure vom Feinsten – eine einfache Melodie und Lyrik über unerwarteten Akkordfolgen, rundherum mit cleveren Produktionssignaturen der beiden versehen, die darüber verstreut sind. Nach 11 Jahren im Geschäft ist es so schön zu hören, wie langlebig der Sound von Disclosure für die heutige Hörerin neu gestaltet wurde und gleichzeitig ihrer Marke treu bleibt.

Nach fünf Titeln erklingt der Zwischentitel „Someday…“, und das Chorarrangement fungiert als genialer Klangwechsel für das Album. Man wird fast sofort in den experimentellen zweiten Teil des Albums geworfen. „We Were In Love“ steckt voller außergewöhnlicher Produktion, aber auch seltsamer Entscheidungen, die dafür sorgen, dass es eher in ein DJ-Set als in ein Album passt. Das Gleiche gilt für „Purify“, da es mit Trance-Synthesizern auf und ab geht, aber eigentlich nirgendwo hinführt. Es ist eher ein Zwischenspiel als ein vollständiger Titel und stellt seine eigene Platzierung in der Titelliste in Frage. Um eine weitere Dimension hinzuzufügen, klingt der Gesangsstil von „Talk On The Phone“ kurzzeitig wie eine R&B-Boyband aus den 90ern, während Howard zu einem geduldig pulsierenden Beat singt: 

„When the teardrops in your mind become too much, you might try to fall in love with someone else, but we’ll talk on the phone.“ Trotz einer spritzigen Laufzeit von knapp 38 Minuten decken die beiden in „Alchemy“ ein weites, größtenteils neues Gebiet ab. Nach einigen sporadischen Stimmungswechseln fühlt sich der Gesamtzusammenhalt des Albums jedoch etwas verloren an, obwohl dies aufgrund der persönlichen Umstände, unter denen es entstand, vielleicht auch so gewollt war. Dennoch ist klar, dass Guy und Howard ihre neu gewonnene kreative Freiheit genießen, über das hinauszugehen, was von ihnen erwartet wird.

7.3