Bombay Bicycle Club – My Big Day

Indie Rock, VÖ: Oktober 2023
Seitdem der BOMBAY BICYCLE CLUB 2008 seine Debütsingle Evening/Morning veröffentlichte, hat sich viel verändert. Die Musiklandschaft ist heute breiter als je zuvor. Nun kehrt die Band 2023 zurück, um von dieser Veränderung mit ihrem neuesten Album MY BIG DAY zu profitieren.

So wie sich die Welt in den letzten 15 Jahren ihres Bestehens verändert hat, haben sich auch die Zuhörerinnen und Zuhörer des Bombay Bicycle Club verändert. Diejenigen, die den entspannten, flotten Indie-Stil der Band im Jahr 2008 gut fanden, sind wahrscheinlich aus ihren Elternhäusern herausgewachsen und stapfen mit einer weitaus gruseligeren Sicht durch die Welt. Mit „Evening/Morning“ und dem Nachfolger „Always Like This“ wurden Jack Steadman, Jamie MacColl, Suren de Saram und Ed Nash fast über Nacht zu Indie-Rock-Helden. Sie verliehen der mittlerweile etwas giftigen Indie-Sleaze-Szene ein willkommenes Stück hausgemachtes Charisma. Einzigartig in seiner sonnendurchfluteten Darbietung und dennoch vertraut genug, um sich wie ein zeitloses Stück Rock’n’Roll anzufühlen. Die LP „I Had the Blues But I Shook Them Loose“ aus dem Jahr 2009 sollte diese Vorstellung untermauern.

Das Vierergespann wurde zu festen Bestandteilen des Festivals sowie zu Top-Helden für eine neue Generation von Musikliebhabern. Das mag alles relativ trivial erscheinen, aber die Wahrheit ist, dass danach ein wenig die Monotonie Einzug hielt. Und so durfte man sich eigentlich relativ sicher sein, dass man auch bei „My Big Day“ alles schon einmal vom Bombay Bicycle Club gehört hat. Es würde einen einfachen, flotten Rhythmus geben, der in der Lage wäre, ein verrücktes Kanalboot durch den Victoria Park im Osten Londons zu steuern, die gedämpften Gesängen von Steadman würden gerade genug gedehnt, um ein etwas gekünsteltes Gefühl von Leichtigkeit zu erzeugen, und eine Menge glitzernder Bilder, alles darauf ausgelegt, eine Platte abzuliefern, die ebenso vorhersehbar, wie massenhaft gekauft werden würde. Aber „My Big Day“ ist so viel mehr.

Diesmal, auf ihrem zweiten Album nach einer Pause, die zu Soloalben sowohl von Frontmann Jack Steadman als auch von Bassist Ed Nash führte, sind die Ablenkungen von der Arbeit außerhalb der Band wieder in einen freiformigen Gesamtsound übergegangen. Steadman, der als Mr Jukes zwei Hip-Hop-inspirierte Alben gemacht hat, wartet mit einer Reihe von Instrumentalparts auf, wie dem stotternden „Just a Little More Time“ und den entspannten Keyboard-Noten des Titeltracks, die als Rap-Songs durchgehen könnten. Punkiger wird die Band auf „Meditate“, wo der Indie-Musiker Nilüfer Yanya ausdruckslose Gesänge hinzufügt und die Gitarren ihre volle Lebhaftigkeit erreichen. „Sleepless“ hat eine benommene Kirmesatmosphäre und bei „I Want to Be Your Only Pet“ rumpelt die Gitarrenarbeit, wodurch beide Songs ein bisschen wie „Blur“ klingen. 

Daher ist es weniger überraschend, wenn King-Kollaborateur Damon Albarn auftaucht, um eine Zeitlupen-Strophe hinzuzufügen. Für „Diving“ holte sich die Band die Hilfe der aufstrebenden Indie-Künstlerin Holly Humberstone. „Diving“, die einzige Zusammenarbeit, die vor dem Album als Single veröffentlicht wurde, strahlt Sommernostalgie – „Sun will light up, it’s all to come“ – aus, idyllisch interpretiert durch herrlich gepaarte Gesänge und zart gezupfte Gitarrensaiten. Über den Track sagt Frontmann Jack Steadman: „Diving is a song about that summer you have when you’re 15, the memory of which conjures up such a unique feeling. You’re discovering everything for the first time and the world seems as scary and exhilarating as diving off a tall cliff into a lake.”

„My Big Day“ ist ein leistungsstarkes Angebot des Bombay Bicycle Club. Lebendig, fröhlich und absolut köstlich hat die Band eine gewagte Kehrtwende von ihren üblichen luftigen, entspannten Nummern vollzogen, und das hat sich ausgezahlt.

8.0