Bloc Party – Hymns

Indie Rock, VÖ: Januar 2016
Auf HYMNS bewegt sich die Flugbahn von BLOC PARTY von angstvoller Kinetik zu kantigen Rhythmen und rückt damit nahe an die elektronisch gefärbte Soloarbeit von Sänger Kele Okereke heran.

Stilistisch versucht das neue Album „Hymns“, jede Dimension der Geschichte von Bloc Party in drei- bis vierminütige Goldklumpen zu synthetisieren, was wie das Zeug zum guten Hörerlebnis scheint, aber in der Praxis durcheinander klingt. Der Eröffnungstrack und erste Single „The Love Within“ klingt wie ein abgelehntes Demo von Okereke’s Solo-Sessions oder vielleicht wie „Intimacy“ von 2008, mit einer schrillen Deacon-ähnlichen Orgel, die nach oben schrillt und dann abrupt die Tonart ändert, um einer tuckernden Rhythmusgitarre Platz zu machen, aus der die Kirsche gezupft wurde. Es funktioniert überraschenderweise, aber nur kurz. Es gibt mehrere Momente wie diesen auf dem ganzen Album. „A Weekend in the City“ hat bewiesen, dass Bloc Party einen gedämpften Sound erzeugen können, ohne ihre Ethik oder Wildheit zu gefährden, aber das parallele mittlere Drittel von „Hymns“ ist überhaupt nicht bemerkenswert, sondern einfach nur Zeitverschwendung.

Kurz bevor die Arctic Monkeys auftauchten, konnte man England in drei Lager einteilen: Es begann mit den Libertines, dann kamen Franz Ferdinand und schließlich Bloc Party. Das letzte Album von Bloc Party aus dem Jahr 2012 wurde als Rückkehr zu alter Form angepriesen, aber es fehlte ihm die coole Bedrohung vergangener Tage. Nach einer eskalierenden Reihe von unglücklichen Ereignissen mit Kokain, „musikalischen Differenzen“ und nicht ungewisser Menge an Hass haben die Indie-Könige von einst beschlossen, den Schlagzeuger Matt Tong und den Bassisten Gordon Moakes nach diesen Alben über Bord zu werfen, um sie durch die 21-jährige Louise Bartle und Menomena-Mitglied Justin Harris zu ersetzen. Doch waren es eben Matt und Gordon, die uns 2005 das inspirierte Zusammenspiel der Rhythmusgruppe von „Positive Tension“ bescherten.

Für die damals überlebenden Mitglieder (das wären Kele Okereke und Russell Lissack) war dieser Neustart sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Eine Gelegenheit, die Band vom Rand der wahrgenommenen Bedeutungslosigkeit zurückzuholen und ein solides Manifest für die Zukunft dessen zu produzieren, was scheinbar Bloc Party 2.0 getauft wurde. Wirklich geklappt hat es auf „Hymns“ nicht. Die meiste Zeit kratzt man sich am Kopf und fragt sich, ob es an einem selbst liegt, dass diese Songs so langweilig klingen. Fairerweise muss man sagen, dass „Exes – getragen von seufzenden Akkorden und einem Gospelchor – angenehm beruhigend ist, ein Highlight auf einem Album, das, abgesehen von „The Love Within“, gut genug zusammenhängt und nie unangenehm auffällt.

Letztendlich befindet sich Bloc Party bei „Hymns“ zwischen einem Neuanfang und der Fortsetzung ihres Vermächtnisses und lässt ihre Identität – die einst so unverwechselbar schien – kompromittieren.

6.0