Wild Nothing – Nocturne

ElectronicSynth Pop, VÖ: August 2012

Bei Wild Nothing fällt der Blick unweigerlich in die 80er Jahre, als ein großes Jahrzehnt der musikalischen Grundlage gelegt wurde. Gruppen wie The Smiths und Primal Scream verschmolzen Ihre Pop-Melodien mit handgemachten Indie-Ästhetiken, die sowohl Ihre natürlichen Auswüchse in der Vergangenheit fanden, wie auch Ihre inspirierenden Vorzeichen fest in der Zukunft verankerten. Pop-Musik wurde in dieser Zeit neu interpretiert und auch Pop-Enthusiast Jack Tatum sucht in der langen Tradition der Pop Revisionisten den Anschluss. „My sense of what pop music used to be or even what pop music would be in my ideal world“, so die Erklärung zur eigenen Musik. Und nach dem viel umjubelten Debütalbum ‚ Gemini ‚ aus dem Jahr 2010, meldet sich der Kopf hinter Wild Nothing mit ‚ Nocturne ‚ äußerst eindrucksvoll zurück. Feinster Dream-Pop für den Sommer.

Damals war er noch auf dem College in Blacksburg, Virginia, einer Kleinstadt, und auch wenn Wild Nothing oft als „Ein-Mann-Band“ beschrieben wird – ist entgegen der Erwartungen eine komplette Band auf der Bühne. Doch Tatum ist die kreative Quelle und schenkt in ‚ Nocturne ‚ tiefe Einblicke auf die eigene Sicht der idealen Welt der Pop-Musik: „I don’t think it’s going to be a secret to anyone that I care about pop music, but it’s definitely more my sense of what pop music used to be or even what pop music would be in my ideal world.” Das Eröffnungsstück ‚ Shadow ‚ ist dabei schlicht und ergreifend unwiderstehlich. Treibende Melodien und eine himmlische Atmosphäre, die zarte Stimme gleitet dabei über eingängige Gitarren-Riffs und täuscht mit Ihrer Fröhlichkeit über das wage Geständniss hinweg, dass die einstige Liebesbeziehung zum Scheitern verurteilt war.

‚ Midnight Song ‚ und auch das gleichnamige Titelstück verführen mit Ihren sanften Berührungen und wärmenden Sonnenstrahlen, die mit einem starken Schlagzeug und ätherischen Gesängen die ersten Höhepunkte auf der Platte markieren. ‚ Only Heather ‚ glänzt dagegen durch infektiöse Melodien und einen Optimismus, der ohne Umscheife bereits nach den ersten Sekunden eine bisher unbekannte Seite an Tatum aufzeigt. Leider sind auch Fehltritte vorhanden, wie in den beiden etwas banalen Stücken ‚ Through the Grass ’ und ‚ Rheya ‚, doch glücklicherweise halten sich diese im Rahmen und überhaupt – sang nicht schon bereits Hamilton Leithauser von The Walkmen so passend: „nobody loves perfection“. Und so bleibt auch ‚ Nocturne ‚ ein unwiderstehliches Album voller sanfter Harmonien und  orchestrierten Synths, die brillant miteinander verschmelzen und die ungehinderte Lust am Sommer tatkräftig unterstützen.

8.0