East India Youth – Total Strife Forever

ElectronicSynth Pop, VÖ: Januar 2014

Die erste Single und das dazugehörige Musikvideo aus dem Debütalbum von East India Youth lassen uns alles darüber erfahren, was wir letztlich über diese Platte wissen müssen. ‚ Looking For Someone ‚ öffnet als vertraute, wenn auch elektronische, Ballade und erinnert in gewisser Weise auch an Sinead O’Connor. Wir sehen die Skyline von London, der Aufzug bringt uns zu allmächtigen Trommeln an die Spitze des Heron Tower. Es summen die Synths bevor sich die Musik von uns abwendet und die Kamera mit einem Schwenk in den Aufzug hineingleitet. Danach folgt ein schwindelerregender Abstieg in Begleitung einer verzerrten Orgel, die als perfekter Soundtrack nicht nur eine flehende Bitte an die verlorene Liebe ist, sondern auch ein kräftiger Schlachtruf gegen die Einsamkeit inmitten der hohen und anonymen Denkmäler.

East India Youth ist nicht wie die anderen. Er tüffelt an seinen Sounds mit einer handvoll Laptops, verbrachte die letzten drei Jahre damit ein Album aufzunehmen und schaffte es am Ende irgendwie, diese nun entstandenen Sounds mit einer absurden Zuversichtlichkeit auszustatten, dass sonstige elektronische Produktionen der letzten Jahre mit einem Schlag als kleines Staubkorn in der Atmosphäre verpuffen. Trotzdem wirkt ‚ Total Strife Forever ‚ mit seinen Schlüsselsongs ‚ Hostel ‚ und ‚ Heaven, How Long ‚ und der daraus resultierenden Summe aller Experimente wie ein Werk, dass zu jeder Zeit eine Vielzahl an Richtungen folgen könnte. ‚ Total Strife Forever ‚ funktioniert allerdings nur als gesamte Einheit. ‚ Heaven, How Long ‚ würde alleine überhaupt keinen Sinn ergeben.

Doch so dreht und wandelt sich der Song in seinen sechs Minuten Spielzeit durch verschiedenste Abschnitte und hinterlässt dabei sowohl euphorische wie auch epische Strukturierungen zurück. Diese wiederum werden von den restlichen Stücken bewusst aufgegriffen, mit neuen atemberaubenden Elementen bestückt und meist mit schimmernden Synthesizer-Riffs, wie beispielsweise in ‚ Dripping Down ‚, und schweren Bass-Gitarren-Riffs zu Acid-House-Percussions in ein hügeliges Land geschossen, in dem bereits die nächsten Stücke ‚ Midnight Koto ‚ oder ‚ Glitter Recession ‚ klare und hypnotische Arpeggio-Synths hinzugeben. Die gesamte Platte ist einem ständigen organischen Wandel unterzogen, nichts bleibt so wie es ist, die Schichten der Resonanz ziehen nur gelegentlich Ihre synthetische Verwischungen über die Tracks – doch die damit verbundene unterschwelige Wirkung ist ganz enorm.

Denn nur dadurch kann überhaupt am Ende ein so ungeheuerlich majestätisches Stück wie ‚ Song For A Granular Piano ‚ entstehen. Es ist eine reichhaltige und bezaubernde Hymne, die wie alles auf dem Debüt überraschend wirkt und mit Ihren überschwänglichen Zauber auch bei den kommenden Bühnenshows ein wahres Glückserlebnis entfachen wird.

7.8