Wild Beasts – Smother

Indie Rock, VÖ: Mai 2011

Das neue Album der Wild Beasts ist wie die grafische Darstellung eines tanzenden Schwans. ‚ Smother ‚ verzichtet dabei auf die unmittelbare Direktheit und schreitet daher gemächlich von einer belanglosen Sache zu außergewöhnlicher Schönheit empor. Dazu finden die Wild Beasts Ihre Zeit für traumhafte Abenteuer und streben zugleich nach Lust und Sehnsucht. Zeilen wie, „Take you in my mouth like a lion takes his prey“ und „Take off your chemise, I’ll do as I please“, zeigen einen schlüpfrigen Hayden Thorpe und verstecken zugleich ein wenig die ansonsten hervorstechende Sexualität. Zu hören im Opener ‚ Lion’s Share ‚, dessen Melodien uns ohne Umschweife in die vertraute Welt der Wild Beasts entführen. Bedrohlich, intensiv, grob und spielerisch die Rhythmen, anmutig und bemerkenswert das stimmliche Zusammenspiel der beiden Frontmänner.

‚ Bed Of Nails ‚ fördert die emotionale Bindung und thematisiert die Geschichte eines geliebten Menschen. ‚ Deeper ‚ rollt dagegen über abtrünnige Percussions und verführt unsere Ohren in Sünde zu leben: „This is the house we built all else falls away/ Ah dare we put our tongues to the flames?/ Send the others away”. Das Album wurde dabei in relativer Isolation in Wales aufgenommen und schlussendlich klingt es in ‚ Smother ‚ auch lauthals durch den rauschenden Wald: Die Grenzen in die Realität verblassen und verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. Es herrscht eine kaum greifbare Klangwelt, deren Schöpfer man am liebsten manifestieren würde. Natürlich sind die Wild Beasts nun mit Ihrer dritten Platte keine Außenseiter mehr und auch kein Geheimtip. Doch die stets fortlaufende Übung in der Feinabstimmung und das blendende Zusammenspiel der Stimmen sind Ihr Erfolgsrezept.

‚ Loop The Loop ‚ bedient sich an einem treibenden Rhythmus, während Hayden uns frägt: „Oh, don’t you think that people are the strangest things/ Desire, oh desire is all that the heart requires/ Is what it can’t recognise”. Alles in diesem Stück wirkt wie eine schwere Last auf unseren Schultern und doch erinnert es an eine gewisse volkstümliche Ausgelassenheit. ‚  Reach A Bit Further ‚ ist ein munteres Liebeslied und ein phantastisches Hin- und Her zwischen Hayden und Tom: “I was angry and brash as a bull/ You were devastatingly beatiful/ I was crude I was nude I was rude… I was not in the mood”, während Tom versichert: “Yes I will do all the things that you ask of me/ I said yes I will, darling, I have no fear”. Den würdigen Abschluss bildet ‚ End Come Too Soon ‚ mit seiner pathologischen Lieblichkeit. ‚ Smother ‚ bleibt eine seltene Schönheit, glänzt durch Ihre destillierte Unruhe und verweist auf eine inspirierende und mühelos fesselnde Band, deren erneute Nominierung für den Mercury Prize als Pflicht erscheint.

9.5