Weezer – Raditude

Rock, VÖ: Oktober 2009

Eigentlich ist es nüchtern Betracht relativ ruhig um die aktuelle Neuerscheinung von Weezer. Nichts nennenswertes in den Medien, die erste Singleauskopplung ‚ (If You’re Wondering If i Want You To) I Want You To ‚ hat einen kaum erwähnenswerten Rang bei Amazon erreichen können und dem Album ‚ Ratitude ‚ ergeht es dabei nicht viel besser. Warum wird das wohl so sein? Zum einen muss bedacht werden das Weezer Fans in zwei Lager unterteilt werden: Die eine Gruppe schwört auf den selbst reflexiven Emo- Pop aus Zeiten des Album ‚ Weezer (Blue) ‚ und ‚ Pinkerton ‚, und die Anderen auf die Post-Punk und Pop-Punk Melodien der letzten beiden Platten. Und mit einem Titel wie ‚ Ratitude ‚ ist es selbstverständlich kein großes Geheimnis, wohin uns die Reise auf dem siebten Werk führen wird. Produziert von Jacknife Lee (Bloc Party, The Hives) und Butch Walker (All-American Rejects, Fall Out Boy, Pete Yorn).

Was wohl nach dem ersten Blick sofort ins Auge sticht, sind neben dem springenden Hund, die etwas dümmlichen Titel wie ‚ I’m Your Daddy ‚, ‚ The Girl Got Hot ‚, ‚ Can’t Stop Partying ‚ und ‚ Love Is The Answer ‚. Doch entpuppen sich eben diese Stücke als äußerst eingängige Nummern mit hohem Spaßfaktor im Energie-Pop-Bereich. Dazu gelegentlich die schweren Weezer Gitarrenriffs, die aber hin und wieder mit interessanten und verheißungsvollen Ansätzen untermauert wurden. So finden sich zum Beispiel auf ‚ I’m Your Daddy ‚ leise Electro Beats, Hip Hop Einlagen von Lil Wayne auf ‚ Can’t Stop Partying ‚ und indische Eindrücke auf ‚ Love Is The Answer ‚. Sentimentale Einblicke gewähren uns Weezer dagegen in ‚ Put Me Back Together ‚, wenn Frontmann Rivers Cuomo emotionsgeladen die Textzeilen ins Mikro säuselt. Mit ‚ Let It All Hang Out ‚ folgt dann wieder ein klassischer Track der vier Männer aus Kalifornien.

Im treibenden Mid-Tempo wird der Boden unter uns in Vibration versetzt, mit eingängigen wie einfachen Melodien versüßen uns Weezer auch mit ‚ In The Mall ‚ die klassischen Ansprüche eines zielstrebigen Weezer-Songs. Kompromisslos rotieren die Riffs in Endlosschleife und übergeben an ‚ I Don’t Want To Let You Go ‚ mit frühzeitigen Anleihen zu Interpol. Eine perfekt in Szene gesetzte Sensibilität mit einzigartigen Momenten, die man in dieser Form von Weezer noch nicht zu hören bekam. Das Ende einer interessanten wie aufschlussreichen Fahrt durch das musikalische Spektrum der Kalifornier endet leider in einer der wenigen schwachen Nummern auf ‚ Ratitude ‚. Ob für die Erschließung der neuen Gebiete nun die Midlife-Crisis oder der Drang zur eigenen Neuentdeckung verantwortlich gemacht werden darf, sollte am Schluss eine eher unerhebliche Frage darstellen. Weezer biegen die Leistungskurve nach Ihrem roten Album wieder in die aufsteigende Richtung und werden mit Ihren neuen Tracks, zumindest in den Vereinigten Staaten, für einschlagende Erfolge sorgen.

6.0