The Moyen Age – Patience And Trust

Rock, VÖ: Oktober 2010

Kennt jemand frühere Veröffentlichungen von The Moyen Age? Wir kannten diese nicht und das soll nun keinesfalls abwertend klingen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, The Moyen Age hatten das Pech, trotz einem hohen Grad des Lobes von Kritikern und der Presse, mit den Alben die kaufkräftigen Bürger und Bürgerinnen im Lande nicht anzusprechen zu können. Es waren damit Alben, die wie ein Sack Blei unten im Regal verstaubten und somit niemanden interessierten. Was für eine Fehlentscheidung! The Moyen Age bestehen aus den Hamburgern Dirk Simmig und Andi Künnecke hatten jedoch einen besonders langen Atem und schrieben so in heimlicher Dunkelheit und aller Stille an neuen Songs, ohne dabei konkrete Umsetzungspläne im Kopf zu haben.

Irgendwann entstand daraus ein spezifisches Themengebiet (wohl auch im Zusammenhang gewisser eigener Begleiterscheinungen) das nicht selten als „Midlife Crisis“ betitelt wird. Und damit war der Faden wieder gefunden: Es sollte ein Konzeptalbum werden. Der Opener ‚ Mainland ‚ klingt sehr traurig, bedächtig und nachdenklich. Wir als noch junge Menschen gefällt dieser Gedanke nicht, doch sollte man auch das Gehörte nicht unbedingt auf die eigene Person übertragen. Vielmehr finden wir auf ‚ Patience And Trust ‚ fiktive anmutende Charaktere inmitten impressionistischer Songreigen, die auf eine Reise der Selbstkenntnisse geschickt wurden. Traumgebilde entstehen so vor unserem geistigen Auge, leichte Melancholie umseuselt stets unsere Lippen und Songs, wie auch die dazugehörigen Arrangements tragen diesem Prozess zwanglos Rechnung.

Zwischen orchestral, wie im Stück ‚ Strange Love ‚ zu hören, und der zarten Intimität in Songs wie ‚ In This World ‚ und ‚ Pretyy Good Friend ‚, erwarten uns auch immer wieder experimentelle Intermezzo und beseelte Pop-Nummern. Textlich wird auf ‚ Patience And Trust ‚ keinesfalls verallgemeinert und auch das oftmals herangezogene Selbstmitleid findet hier keinen Weg an die Oberfläche. The Moyen Age bleiben in der Wirklichkeit und versuchen die eigenen Unzulänglichkeiten zu ertragen, ohne dabei in das übersimplifizierte „Life’s Good“ zu verfallen. Wir finden die neue Platte in erster Linie wahnsinnig persönlich und beeindruckend. Man verliert sich in eine Welt, die uns selbst noch als Fremdkörper erscheint – und doch lernt man mit dem Ende von ‚ Morning Dew ‚ diese Welt ein wenig besser verstehen.

7.0