Schick ist die Aufmachung, vielversprechend die Ankündigungen und verträumt die Blicke auf dem Plattencover von den Ettes.Ihr Namen sind Coco, Jem und Poni. Natürlich Künstlernamen. Natürlich konnte das Trio aus Los Angeles die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Doch soll diese Anmerkung keine negativen Schwingungen verursachen, schließlich sind mit hohen Erwartungen auch wirklich diese gemeint. Betrachtet man das Debüt ‚ Shake The Dust ‚ nur einmal kurz sachlich und neutral, werden die Vorurteile schnell mit gesenktem Kopf den Raum verlassen. Bei den Ettes handelt es sich um eine rockige, schmutzige, freche und laute Rock’n’Roll Band mit Einschlag in den 60er und den 70er Jahren. Eine Zeit die es in sich hatte und die Band sehr prägte, wie Coco im kürzlichen Interview erzählte:“Ich bin damit aufgewachsen. Dank der Plattenkiste meiner Eltern. Glücklicherweise hatten sie coole Platten. Ich bin einfach in die Garage gegangen und hab ihre LPs durchwühlt..und ich habe die Oldies im Radio gehört. Ich war zu faul, mich nach neuer Musik umzusehen. Und das ist die Musik, die wir gern spielen. Es liegt an der Struktur der Songs. Wir hauen gern drauf.“
Ja und das kann nur vollstens bestätigt werden. Die Ettes hauen gerne drauf und lassen ebenso gerne mal den Beat zwei Minuten im Kreuzfeuer auf der Stelle tanzen. ‚ No More Surprises ‚ ist hier so ein passendes Beispiel. Herrlich hämmert Poni auf Ihre Felle und das, obwohl Sie gerade mal einen Monat vor Bandgründung zum Schlagzeug spielen angefangen hat. Und vielleicht war das genau das richtige Mittel. Die Ettes brauchen keine komplizierten Rythmen, die Lyrics schreibt Coco und den Rest übernehmen Pony und Jem. Und so stürmen die Ettes knackig und rumpelnd durch die Strophen, lassen dabei nie die Spielfreude vermissen und werden manchmal sogar ein bisschen leiser und ruhiger. Basslastig und bedrohlich winden sich die Akkorde durch ‚ Gimme ‚ hindurch, bevor Coco das Ruder übernimmt und den Song praktisch im Alleingang durch die restlichen zwei Minuten hetzt. Dabei vermischt Sie stets einen wundervoll schimmernden Cocktail aus Nancy Sinatra und Shangri-Las.
Post-Punk mit einer großen Portion Optimismus gibt es in ‚ Dirty ‚ bevor ‚ Soft Focus ‚ in bester Sixties-Manier mit wabbernden Gitarren und zeitlosen Rockparablen den Blues zu neuem Leben erweckt. Tarantino wären bei diesem Anblick die Mundwinkel bis zu den Augen hoch gerutscht. Kann man dieser Platte etwas vorwerfen? Ja, aber auch nur zwei winzige Schönheitsfehler. Zum Einen die etwas kurze Spielzeit und zum Anderen den etwas zeitweiligen Lückenfüller ‚ Beggars ‚. Dafür überraschen uns die Ettes noch einmal mit dem Akustikstück ‚ I Wanna Go Home ‚ zum gröhnenden Abschluss. Und somit ist dieses Kapitel zur Geschichte geworden. So schnell kann es manchmal gehen und wehmütig zieht es die eigenen Blicke noch lange Zeit zum Anfangspunkt des Geschehens zurück. Coco, Poni und Jem füllen zweifellos eine Lücke im Musikgeschäft, denn so charmant und leidenschaftlich wurden selten die Melodien im 60er Jahre Gewand verpackt, wie man es auf dem Debüt ‚ Shake The Dust ‚ der Ettes hören und fühlen kann.