Thank You – Golden Worry

Rock, VÖ: Januar 2011

Klingt Baltimore nicht nach einem idyllischen und verträumten Ort im Nirgendwo? Vöglein zwitschern in den buntesten Farbkombinationen von Ihren Ästen herab, die Sonne lacht, der Himmel strahlt in einem leuchtenden Blau und verspricht uns: dieser Tag muss phantastisch werden. Wir liegen im warmen Gras und schließen die Augen, Träume erwachen zum Leben und die Müdigkeit breitet sich mit voranschreitender Geschwindigkeit über unseren Körper aus. Als wir uns gerade gemütlich einmal umdrehen wollen, ertönen aus noch einer undefinierbaren Ferne grunzende, heulende und exzentrische Töne. Noch versuchen wir diese zu verdrängen, doch der anfängliche Lärm denkt nicht daran wieder zu verschwinden. Im Gegenteil, nun stürzen auch noch überladene Rhythmen, zerstrittene Melodien und verzerrte Gitarren in das malerische Gesamtbild und zerstören endgültig die Hoffnungen, mit denen wir uns an das friedliche Plätzchen gelegt haben. Aber auch unter normalen Bedingungen hätte man sich schwer getan, den ersten Minuten von ‚ Golden Worry ‚ zu folgen.

Zu chaotisch brechen die metronomischen Rhythmen durch gefärbte Akzente und zeigen Ihr wahres Gesicht nur in einer klaren Gegenüberstellung zwischen Band und Hörer. Also treten wir fünf Schritte zurück und blicken erneut auf den Frontalzusammenstoß, wenngleich es von hier seltsam sorgfältig geplant aussieht. Aber spätestens hier ist alles klar: das Art-Rock Trio Thank You aus Baltimore ist mit einem neuen Lonplayer und neuem Drummer zurück. Die Aufnahmen wurden von Chris Moore (Yeasayer, Thee Oh Sees, TV On The Radio) abgemischt und wer die Thee Oh Sees kennt, darf einen kleinen Vorteil in die Hosentasche stecken. Insgesamt ist das Tempo langsamer und auch der Gesang fehlt, oder summt leise durch den Hintergrund hindurch. Eine Entspannung finden wir am Ende des dritten Tracks ‚ Pathetic Magic ‚, bevor ‚ Continental Divide ‚ mit lautem Geheul und überschlagenden Drums, den vor uns liegenden Acker in Schallgeschwindigkeit durchpflügt.

Auch hier verspricht das Ende eine sanfte Entspannung. Baltimore ist nach überstandener Odyssee überhaupt nicht so friedvoll und idyllisch, wie zu Beginn fälschlicherweise angenommen. Vielmehr überlagern uns aggressive Melodien mit einer Mischung aus Klarheit und Unmittelbarkeit. Der Sound pocht wie der menschliche Herzschlag im dreifachen Takt, das Keyboard scheint seine eigenen Wege zu bestreiten und schlussendlich brauchen wir nach nach diesem Posttraumatischen Erlebnis nicht nur ein Handtuch und ein kaltes Getränk nach Wahl, sondern auch eine gute Ärztin. Wir haben fertig.

8.0