SUUNS – The Witness

ElectronicExperimental, VÖ: September 2021
THE WITNESS der SUUNS ist ein zerstörendes Hörerlebnis, das mit Präzision und Zielstrebigkeit entworfen wurde, genauso wie die umfassenden Alben, die davor von Portishead, Talk Talk, Radiohead und anderen Künstlern kamen.

Für ein Album wie dieses, müssen Künstler und auch Hörer bereit sein, sich Zeit zu nehmen, um die Musik systematisch zu zerlegen und neu aufzubauen. Tatsächlich wurde dieses Werk auf unbewusste Weise global geboren, sodass alle Elemente zwischen ihnen Gestalt annehmen. Darin liegt sein Reiz. SUUNS beschlossen, die Idee von Konzept und Thema zu verlassen, um der Musik einen natürlichen Ausdruck zu verleihen. Dank seiner Homogenität verwandelte es sich jedoch in eine einzige Einheit, die in 8 Songs unterteilt ist. Das Ganze klingt nach einer logischen und besonders flexiblen Garnitur, perfekt für ein Live-Set. Auf „Clarity“ scheint alles in völliger Levitation, artikuliert um dunstige Melodien, die von den Tönen eines bezaubernden Saxophons schweben. Als Beweis hält das Album immer diese Richtlinie ein. Selbst das exzentrischste und summendste „C-Thru“ atmet so.

„The Witness“ entscheidet sich für Spontaneität und ein Eintauchen, das die wahre Natur der SUUNS durchscheinen lässt. Die Instrumentalität als Schlüssel, das Gefühl als Herz. Die Quintessenz dieser Entscheidungen liegt in ihrem lähmenden Minimalismus, ihren abstrusen elektronischen Klängen, die entspannte und ungestörte Atmosphären und Melodien bilden. Es ist, als ob jede Note, jede Schwingung, jeder Klang frei fließen und sich ausdrücken kann. Die erste Single „Witness Protection“ ist mit Sicherheit der zugänglichste Moment des Albums, ihre kopfnickenden Rhythmen sind der Schlüssel zum Reiz des Songs, die Drum Machine und Schlaginstrumente einweben, bevor der schlurfende Full-Kit-Beat fällt. Die Band zaubert eine ähnliche Magie auf dem sechsminütigen Abschlusstrack „The Trilogy“, der kosmische Synth-Arpeggios einem engen, fast Disco-artigen Beat gegenüberstellt. 

Die bösartige Dynamik von „The Fix“ ist ein weiterer Aufmerksamkeitserreger, aber der Song bricht nach zweieinhalb Minuten grausam ab, gerade als er beginnt, sich zu etwas Interessanterem und Substanziellem zu entwickeln. Besonders das Hören über Kopfhörer verstärkt die vielen Feinheiten und Texturen, die die Platte durchdringen. Insbesondere die funkelnden Glockenspiele und schimmernden Gitarren, die „The Fix“ unterstreichen, sind umso lohnender, wenn sie ohne äußere Ablenkungen konsumiert werden. SUUNS klingen in diesen ausladenden Arrangements abstrakt, psychedelisch, futuristisch und exotisch gut. Eine ausgezeichnete und fesselnde Platte.

9.5