Steve Lacy – Apollo XXI

HipHop/RapSoul, VÖ: Mai 2019

Steve Lacy hat sich über viele Jahre als ruhige Kraft bei The Internet etabliert. Der zurückhaltende Mann aus Compton hat sein Publikum abseits davon auch immer mal wieder mit Einblicken in das eigene kreatives Gedankengut teil haben lassen, sei es die beeindruckende Demo-EP, oder die ungezwungene Art und Weise, in der mit berühmten Persönlichkeiten zusammen arbeitete (Kendrick Lamar, Solange, Ravyn Lenae). Er ist ein liebenswürdiger Co-Star, der gerne mit anderen Talenten im Rampenlicht steht. Aber auf dem transzendenten „Apollo XXI“ blüht Lacy alleinig auf und übernimmt den Mantel eines vollwertigen Rockstars. Eines der am meisten erwarteten Debütalben des Jahres ist auch eines der besten.

 

 

Sein Debütalbum hält von Anfang an genau das, was es verspricht: eine unverwechselbare Welt voller dunstiger Streicher, verzogener Synthesizer und Gesängen, die von einem makellosen Falsett im Stil der 70er Jahre bis zu entspanntem Ambiente reicht. Es ist durch ein modernes Objektiv vom Retro-Stil geküsst worden. Das Album enthält einige seiner bisher stärksten Tracks und bietet eine romantische Ode an Zeitreisen und Blicke in die Vergangenheit, bevor es in „Like Me“ zu einer neunminütigen Selbstdarstellung kommt. Interpunktiert mit synkopierten Trommeln ist es ein Song, in dem er sich mit seiner eigenen „Reise“ und seiner Bisexualität befasst. “As I grow, I don’t know if you can still relate, you know. That’s what I’m afraid of. I just want to relate to everyone”.

Auf „Lay Me Down“ setzt Lacy ein paar saubere Gitarrenriffs, einen stotternden Rhythmus und einige unheimliche, hochfrequente Frequenzmodulationen ein. Gemeinsam mit „N Side“ knüpft es an die komische Tradition von The Internet an. Es gibt auch hier und da ein paar kurze Pausen, wie bei ’Amandla’s Interlude’, ein süßes akustisches Duett aus Gitarre und Violine, das mit der Freundin, Schauspielerin und Aktivistin Amandla Stenberg aufgenommen wird. Auf dem letzten Track des Albums liefert Lacy einen unglaublich coolen Freestyle, der ein markantes, Gospel-haftes Outro einleitet. Obwohl Steve Lacy durch seine zahlreichen Zusammenarbeiten bereits einigermaßen etabliert ist, bleibt es dennoch aufregend, wie seine eigene Persönlichkeit sowie sein Ehrgeiz und seine Inspirationen auf dem Album zum Tragen kommen. „Apollo XXI“ ist letztlich eine berauschende Mischung aus himmlischen Soul, spritzigem Funk und glänzendem Rock’n’Roll – ein wahres Meisterwerk

9.0