Pale Waves – Who Am I?

Alternative RockRock, VÖ: Februar 2021
Das zweite Album WHO AM I? von PALE WAVES ist ein selbstbewusster Schritt nach vorne, der den Kern des Songwritings von Baron-Gracie und Schlagzeugerin Ciara Doran beibehält und gleichzeitig ihre süchtig machenden Melodien mit einer neuen Klangpalette verbindet.

Pale Waves unterzeichneten für Ihr Debüt bei Dirty Hit, der Heimat der unbestrittenen Herrscher des experimentellen Pops The 1975 und wurden als Erben ihres Throns durch die Heimatstadt Manchester geführt. Ja Ihr Debüt aus dem Jahr 2018 übertraf mehr als sämtliche Erwartungen. Die Fingerabdrücke ihrer Mentoren waren vollgepackt mit großen Singles, hautnahen Pop Melodien und ließen uns schimmernde Gitarren und Synthesizer hören, die einen Nebel der 80er Jahre über Heather Baron-Gracie’s wunderschönen Gesang warfen.

Die Melodien waren intelligent gestrickt und die Texte in Tagebuchform sofort einprägsam, aber es stand ein Fragezeichen darüber, welchen Weg Pale Waves nach so einem polierten und raffinierten Debüt wohl gehen würden. Die Antwort kommt in Form einer anderen Frage: „Who Am I?“ Pale Waves machen eine Reise in die Vergangenheit und ziehen in die schwülen Synth Pop Landschaften der neunziger Jahre. Alanis Morissette und Michelle Branch lassen grüßen und auch Avril Lavigne – dem offensichtlichsten Vergleich – gilt als massive Inspiration für diese Platte.

Der neue Sound des Manchester Quartetts ist gut produziert und sehr ausdrucksstark, bietet aber wenig Einzigartiges. Die dritte Single „Easy“ ist ein klares Highlight und die größte Anspielung auf ihr Debüt: ein typisch massiver Refrain, der durch pochende Synthesizer und Baron-Gracie’s lautstarken Gesang verstärkt wird. „Fall to Pieces“ ist die bisher beste Power-Ballade der Band, „You Don’t Own Me“ ist ein perfekter Pop-Punk-Banger, während die Band ihre weichere Seite mit berührenden, zarten Songs wie „Wish U Were Here“ und „I Just Needed You“ zum Ausdruck bringt – selten laufen die Tracks Gefahr, sich zu ähneln.

Weniger kraftvoll, aber ebenso beeindruckend sind die zurückhaltenderen Arrangements. „She’s My Religion“ ist eine dunkle Meditation über Hingabe, die in eindringlichen Melodien herumwirbelt. Bei ihrer ersten Aufnahme verwöhnte uns das Quartett mit großzügigen vierzehn Tracks, aber die Ähnlichkeiten der Arrangements ließen einige Verse ineinander verschmelzen. Auf „Who Am I“ präsentieren Heather, Ciara, der Gitarrist Hugo Silvani und der Bassist Charlie Wood alles, was sie seitdem gelernt haben, gepaart mit einer dynamischeren Produktion und vielfältigen Stiloptionen. Der Titeltrack schließt die Platte mit einer Klavierballade ab und zeigt eine Band, die einige der Zwänge durchbrochen konnte, die sich um sie herum gebildet hatten.

7.3