MILES KANE sucht Licht im Staub der Erinnerung und landet zwischen Retroglanz, rauer Selbstinszenierung und dem Wunsch nach Echtheit in einer Zeit, die längst digitaler klingt als sein ganzer Sound.
Miles Kane bleibt ein Suchender. Seit seinen Tagen bei The Rascals, über das glamouröse Kapitel mit Alex Turner in The Last Shadow Puppets bis zu seinen Soloplatten, bewegt er sich rastlos zwischen den Epochen. „Sunlight In The Shadows“ ist kein Versuch, Modernität zu simulieren, sondern eine ehrliche Verbeugung vor einer Ära, in der Rockmusik noch nach Benzin roch. Produziert von Dan Auerbach, glänzt das Album in warmem Analoglicht, doch unter dieser Oberfläche lauert ein Riss: Kane ringt mit der eigenen Identität, gefangen zwischen Pose und Aufrichtigkeit.
„Love Is Cruel“ eröffnet mit druckvoller Gitarre und abrupten Akkordwechseln, die an frühe Yardbirds erinnern. Die Stimme trägt Pathos, manchmal zu viel, um wirklich zu berühren. Der Titelsong entfaltet hingegen Tiefe: eine Gitarrenlinie, die in den Asphalt malt, was der Text offenlegt. „Nothing really matters when you crucify your mind“ – dieser Satz verdichtet das zentrale Dilemma des Albums, den Versuch, Haltung und Verletzlichkeit zugleich zu zeigen. Auerbach’s Produktion verleiht den Stücken Körper, nimmt ihnen aber auch Risiko. Wo früher Ecken waren, schimmert nun glatt poliertes Handwerk.
„Blue Skies“ atmet kurz auf, bevor „My Love“ in eine überproduzierte Soulpose kippt. Nur selten gelingen Kane jene Momente, in denen alles zusammenfällt, etwa in „Walk On The Ocean“, wo Schlagzeug, Hall und Stimme einen melancholischen Nachhall erzeugen, der bleibt. Die Platte wirkt wie ein Katalog seiner Referenzen, brillant gespielt, doch ohne klare Vision. Zwischen Glam-Gesten und Blues-Formeln bleibt wenig Raum für Überraschung. Auf dem Cover blickt Kane von hinten auf eine Vespa, im Rückspiegel sein Gesicht, halb Sonne, halb Schatten: ein selbstinszeniertes Bild, das die innere Zerrissenheit des Albums spiegelt.
„Sunlight In The Shadows“ ist ein Album, das glüht, aber nicht brennt. Es glänzt an der Oberfläche, verliert sich jedoch im Perfektionismus seines Produzenten. Der Versuch, Sonne und Schatten auszubalancieren, endet in wohltemperiertem Dämmerlicht. Miles Kane bleibt ein versierter Performer mit Gespür für Arrangement, doch das Risiko, das seine frühen Jahre auszeichnete, scheint ihm aus der Hand geglitten. Ein solides, technisch exzellentes, aber zu selbstzufriedenes Werk eines Künstlers, der das Retro-Versprechen einhält, ohne es zu hinterfragen.
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