KATHRYN WILLIAMS öffnet mit MYSTERY PARK ein leises, intimes Klanguniversum, das Erinnerungen, Vergänglichkeit und lyrische Präzision in poetische Folk-Songs verwandelt.
Seit ihrem Durchbruch mit „Little Black Numbers“ im Jahr 2000 gilt Kathryn Williams als Stimme der stillen Intensität. Nun, 27 Jahre nach ihrem Debüt, kehrt die britische Songwriterin mit „Mystery Park“ zu den introspektiven, minimalistischen Klangfarben zurück, die ihre frühen Alben prägten. Das 15. Studioalbum zeigt eine Künstlerin, die ihre Lebens- und Familiengeschichte in eine fragile Balance aus Poesie, Erinnerung und musikalischer Reduktion bringt. Entstanden ist es in enger Zusammenarbeit mit langjährigen Weggefährten wie Produzent Leo Abrahams, Neill MacColl oder Ed Harcourt, aber auch in erweiterter Runde: Paul Weller leiht „Gossamer Wings“ Stimme und Hammond-Orgel, während Polly Paulusma mit „Goodbye To Summer“ und „Tender“ gleich zwei der zentralen Stücke mitgeschrieben und gesungen hat.
Von Beginn an markiert „Thoughts of My Own“ die Haltung des Albums: ein zurückgezogenes, selbstbefragendes Lied, das wie eine stille Morgenszene anmutet. „Goodbye To Summer“ entfaltet mit Paulusmas Stimme eine bittersüße Elegie, die an die Endlichkeit der Jahreszeiten erinnert. In „This Mystery“ verwandelt Kathryn Williams die Demenz ihres Vaters in das Bild einer zerbrochenen Schallplatte – ein Gleichnis, das ebenso brutal wie tröstlich klingt, weil es zeigt, wie Musik Erinnerung überdauern kann. „Sea of Shadows“ und „Servant of the Flame“ richten sich an ihre Söhne, verknüpfen intime Beobachtungen mit universellen Fragen nach Nähe und Loslassen. Die Stärke von „Mystery Park“ liegt im Mut zur Unaufgeregtheit. Songs wie „Knew You Forever“ oder „Tender“ verweigern sich dem Effekt und entfalten ihre Wirkung gerade durch das feine Spiel zwischen Stimme, Gitarre und Stille.
Weniger überzeugend wirken „Personal Paradise“ mit seinem Bruch im zweiten Teil oder „Sunsets“, das durch tropische Swing-Momente aus der sensiblen Park-Atmosphäre herausfällt. Doch gerade in diesen Kontrasten spiegelt sich das Spannungsfeld, in dem Williams arbeitet: das Nebeneinander von Erinnerung, Verlust und dem Aufblitzen flüchtiger Schönheit. Das Coverbild, von Kathryn Williams selbst gemalt, ist mehr als Illustration. Die surrealen Szenen – ein Tor, ein Boot, zwei Vögel, ein Hund – wirken wie Fragmente aus einem Traumtagebuch. Sie korrespondieren mit der Musik, die gleichsam durch Erinnerungslandschaften führt, ohne eindeutige Pfade, aber mit spürbarer emotionaler Kartografie. „Mystery Park“ ist kein Album, das laut triumphiert, sondern eines, das im Nachhall nachwirkt, wie ein leiser Spaziergang durch eine Landschaft, in der jedes Detail zum Träger von Bedeutung wird.
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