FLORENCE + THE MACHINE Everybody Scream

NOV ● 2025

Zwischen Mythos, Schmerz und Machtentzug entfaltet FLORENCE + THE MACHINE auf EVERYBODY SCREAM ein zerrissenes Ritual zwischen Selbstaufgabe und Wiedergeburt das barocke Ekstase in intime Selbstbefragung verwandelt.

Florence Welch hat immer in Extremen gelebt. Ihre Stimme – zwischen Engelschrei und Priesterinnenruf – war nie bloß Instrument, sondern körperlicher Beweis für die Möglichkeit, aus Wunden Kunst zu formen. Mit „Everybody Scream“, ihrem sechsten Album, erreicht sie eine neue Schwelle dieser Selbsttransformation. Der Titel klingt zunächst nach Pathos, nach kathartischem Schrei der Befreiung, doch was hier geschieht, ist eine sezierende Rückschau auf Macht und Ohnmacht, auf die fragile Balance zwischen Körper und Mythos. Welch, die während der letzten Tour eine lebensgefährliche Eileiterschwangerschaft überstand, verwandelt diese Erfahrung in ein düsteres, von archaischen Kräften durchzogenes Werk.

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„I crawled up from under the earth, broken nails and coughing dirt,“ singt sie in „One of the Greats“, einem Stück, das wie eine Wiederauferstehung im Scheinwerferlicht wirkt. Welch zieht Bilanz über ein Leben, das sie auf Bühnen und in mythische Selbstbilder getrieben hat, stets in Konkurrenz zu einer Männerwelt, die noch immer festlegt, was „Großartigkeit“ bedeutet. Die Zeile „It must be nice to be a man and make boring music just because you can“ schneidet schärfer als jede Kritik: Spott, Müdigkeit, Überlegenheit in einem Atemzug. Produzent Aaron Dessner bändigt die barocke Theatralik, ohne sie zu zähmen. Zwischen Chören, Orgeln und Trommeln öffnet sich ein Klangraum, in dem Welch’ Stimme zwischen liturgischem Ritual und Popdrama pendelt. 

„Witch Dance“ beschwört ein nächtliches Kollektiv aus Stimmen und Körpern, „Sympathy Magic“ kippt von spiritueller Selbstprüfung in gläserne Melancholie. Auf „Kraken“ bricht das Meer los, ein Gleichnis für die Rückkehr des Unbewussten: schäumend, gefährlich, unwiderruflich. „Music by Men“ hingegen ist beinahe kammermusikalisch: ein resignierendes Stück über die Mühen weiblicher Existenz im Schatten patriarchaler Strukturen. Das Cover – Welch halb liegend, halb entrückt auf einem Bett in einem engen Holzraum – spiegelt den inneren Druck dieses Albums. Eine Figur zwischen Ritual und Erschöpfung, gefangen zwischen Machtgeste und Verwundbarkeit. Der Raum wirkt wie eine Gruft, die zugleich Bühne ist, der Körper wie ein Tempel nach dem Sturm.

Mit „Everybody Scream“ legt Florence Welch ihr bisher kompromisslosestes Werk vor: schwer, klar, intensiv. Sie inszeniert keine Rückkehr, sondern eine Häutung. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Größe leiser klingen kann als Schmerz.

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Florence Welch liegt in einem engen Holzraum auf einem Bett, halb aufgerichtet, halb erschöpft, in weißem Kleid und schwarzen Strümpfen, Blick nach oben, zwischen Ritual und Rückzug.

Florence + the Machine – Everybody Scream

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