Code Orange – Underneath

Metal, VÖ: März 2020

Auf Tracks wie „Sulphur Surrounding“ und insbesondere dem Kraftpaket „Autumn and Carbine“ weben Code Orange die sauberen Haken, die das letzte Album „Forever“ zu einer solchen Offenbarung gemacht haben, ohne von der Tiefe des gesamten Albums abzuweichen. An anderer Stelle, auf „You and You Alone“, nimmt Sänger Morgan Maß und liefert einen ähnlich hymnischen Song ohne jegliche Melodie. Diese Songs sind an sich schon beeindruckend, aber „Underneath“ spielt sich nicht wie eine Sammlung von Singles. Die wiederholte Verwendung von Samples als Motive und eine clevere Sequenzierung verleihen dem dritten Album die Art von narrativem Flow, die Hörer von einem Konzeptalbum einer Progressive-Rock-Band erwarten – und wie bei den besten Konzept-Platten bittet es um ein wiederholtes Hören, wenn es vorbei ist.

 

Einige Songs auf „Underneath“ sind nackte und aggressiv Ungetüme in den Grenzen von Hardcore, Metal oder was auch immer man sonst noch nennen möchte, um diese Aggro-Ausbrüche zu beschreiben. In anderen Momenten erleben wir eine knirschende, stressige Schallmigräne, bei der sorgfältig manipulierte digitale Verzierungen die Wirbelsäule hinunterkratzen, um echtes Unbehagen und manchmal ein gewisses Maß an absichtlicher Reizung zu verursachen. Umgekehrt ist ein Teil davon sehr eingängig, schleicht sich gruselig an uns heran und geht unter die Haut. Aber Jami Morgan ist auch absolut korrekt in Bezug auf die Wirkung der Klänge. „Underneath“ ist zweifellos das Schwierigste, was man seit geraumer Zeit gehört hat. Solch ein teuflisch kompliziertes Sounddesign könnte dazu führen, dass diese Songs splittern oder umkippen, aber abgesehen von „In Fear“ bauen sie durchweg auf hymnischen Melodien auf. 

Dies ist eine Band, die möchte, dass wir uns mit ihren Platten verwundbar und unwohl fühlen. Jami hat kommentiert, dass sie mit „Forever“ ein Album erstellen wollten, das “artful and thoughtful but that also hurt” ist. Selbiges gilt auch für „Underneath“. Man weiß nie genau, was passieren wird, aber egal welche Mauer die Band als nächstes durchbrechen wird, diese Unvorhersehbarkeit macht Code Orange und „Underneath“ zu einem so aufregenden Hörerlebnis.

9.4